Lost Places: Geisterhäuser – Verlassene Orte in den Alpen. Stefan Hefeles Natur- und Architektur-Bildband über geheimnisvolle und vergessene Orte, Fabriken und Kriegsruinen in den Alpen.
Die Alpen gelten als unberührter Naturraum. Dabei werden die Berge im Herzen Europas seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt und genutzt. Bauern, Händler, Kriegsheere und der Tourismus haben in der Landschaft Spuren hinterlassen: Menschenwerk, aus Stein wie die Gipfel rundum, der Natur abgetrotzt, später dem Verfall überlassen. Stefan Hefele zeichnet in seinen epischen Bildern diese untergegangene Welt, er nimmt uns mit auf eine Reise zu verlassenen Dörfern, auf alte Kriegswege und zu Industrie- und Tourismusruinen. Alpenkenner Eugen E. Hüsler macht in seinen Texten die Geschichte dieser Lost Places sichtbar.
ISBN 9783734311031
Aufgelassene Wirtshäuser, Schulen, die nun anderen Zwecken dienen, Spuren eingestellter Bahnstrecken, Greißler, Fleischer oder Bäckereien, die schon lange zugesperrt haben, kleinere Betriebe wie Schmiedewerkstätten, verfallende Bauernhäuser und Kinos, die längst anderen Zwecken dienen …
Autor: Karl Zellhofer
Dieses Buch ist die Fortsetzung des erfolgreichen Titels „Verschwundenes Weinviertel“ von Karl und Martin Zellhofer. Das Marchfeld gehört geografisch zwar zum Weinviertel, ist aber eine Region, die sich doch etwas vom übrigen Viertel unterscheidet – landschaftlich, wirtschaftlich und historisch. Deshalb wurde diese Region auch im Buch „Verschwundenes Weinviertel“ ausgespart.
Nun legt Karl Zellhofer, unterstützt von Gottfried Laf Wurm, der Gedanken zum Thema verfasst hat, den Bildband „Verschwundenes Marchfeld“ vor. Das Marchfeld hat seit den 1960er-Jahren eine ähnliche infrastrukturelle Entwicklung wie das Weinviertel hinter sich: Viele Wirtshäuser und Greißler sind verschwunden, nach der Schließung der kleinen Dorfschulen besuchen die Kinder heute Zentralschulen in größeren Orten, Nebenbahnen wurden eingestellt und wenig frequentierte Haltestellen aufgelassen. Kinos sind längst Vergangenheit, alte Bauernhäuser zum Verfall verurteilt, Milchhäuser wegen der Aufgabe der Milchwirtschaft funktionslos geworden.
Die Gartentage im Schloss Kohfidisch gehen heuer bereits zum vierten Mal über die Bühne.
Die Veranstaltung ist längst zum Fixtermin für passionierte Gärtner und Aussteller aus dem In- und Ausland geworden.
Ausgefallene Prachtstauden, seltene Schattengewächse, blühende Rosen und Kletterpflanzen, Sukkulenten und Kakteen. Dazu heimische Obst- und Gemüseraritäten, schmackhafte Pilze und Kräuter. Schloss Kohfidisch verwandelt sich heuer Anfang Juni bereits zum vierten Mal zu einem begehrten Hot Spot für Gartenliebhaber. Beim Rundgang durch den Schlosspark finden die Besucher aber nicht nur Grünzeug, auch individuelle Dekorationen für Drinnnen und Draussen, hochwertiges Gartenwerkzeug, Keramik und Outdoormöbel werden angeboten. Was auffällt: das Angebot ist angenehm kitschbefreit. Grund dafür: Organisatorin Martina Schabhüttl achtet mit Argusaugen darauf, dass bei ihren Anbietern die Qualität stimmt. Wer hier ausstellen möchte, muss schon etwas ganz Besonderes für anspruchsvolle Gärtner bieten.
FRAUEN POWER. Als Gartenenthusiastin Martina Schabhüttl und Schlossbesitzerin Sarah Keil vor rund 5 Jahren die Idee zu den Gartentagen im Kohfidischer Schloss hatten, wurden die beiden noch ausgelacht. „Im Burgenland gibt es keine Tradition zum Garteln“, hieß es. „Und wer soll bitte wegen so was extra nach Kohfidisch kommen“, unkten die Zweifler.
Diese täuschten sich enorm. Denn mit der Philosophie „Eine hochwertige Veranstaltung für begeisterte Gärtner zu kreieren“ lagen die beiden goldrichtig. Bei den Gartentagen im Schloss Kohfidisch stehen die Pflanzen im Mitttelpunkt. Aussteller und Besucher fachsimpeln, teilen wertvolle Tipps. „Die Gartentage sind richtig gut aufgezogen. Der Aussteller-Mix passt, das Thema Pflanzen und Garten überwiegt, dadurch ist es so eine Erfolgsgeschichte“, lobt auch der renommierte Staudengärnter Christian Kress – Aussteller der ersten Stunde in Kohfidisch.
Auch heuer werden wieder rund hundert Aussteller aus dem In-und Ausland erwartet. Die beiden Veranstalterinnen legen sehr großen Wert auf einen harmonischen Mix und darauf, dass möglichst viele heimische Betriebe vertreten sind. Regionalität ist auch bei der Aufzucht der Pflanzen ein Thema. Der Großteil der angebotenen Pflanzen stammt aus heimischem Freilandanbau. Diese sind dadurch wesentlich widerstandsfähiger als die handelsübliche Glashausware.
Der historische Schlossgarten in Kohfidisch hat seine Tore für die Gartentage 2019 am 1. und 2. Juni von 10h-18h geöffnet.
Gartentage im Schloss 2019 – das sind die Highlights
Die beiden Organisatorinnen Schlossbesitzerin Sarah Keil und Martina Schabhüttl haben uns verraten, auf was wir uns bei den Gartentagen 2019 besonders freuen dürfen.
Wie haben sich die Gartentage entwickelt
Martina Schabhüttl: Bei der Premiere 2016 haben uns viele prophezeit: Das wird nie was. Aber die Gartentage im Schloss waren sofort ein Erfolg, der zum Glück bis heute anhält. Sarah und ich wollen passionierte Gärtner und Naturliebhaber ansprechen. Menschen, die Pflanzen lieben und sich austauschen wollen. Interessierte finden bei uns nicht nur seltene Pflanzenraritäten, sondern auch wertvolle kostenlose Beratung an den Ständen.
Was freut Euch besonders?
Sarah Keil: Die Begeisterung mit der unsere Aussteller bei der Sache sind.
Sie haben kreative Ideen für ihre Standaufbauten, wetteifern mit ungebremster Leidenschaft.
Hunderte Anfragen, tausende Besucher: Wie seid Ihr so schnell so bekannt geworden?
Martina Schabhüttl: Gärtner sind zum Glück gut vernetzt. Social Media hat uns sehr geholfen, renommierte Gärtner zu erreichen. Und die, die da waren, haben dann zum Glück kräftig Mundpropaganda für uns gemacht.
Worauf dürfen wir uns heuer freuen?
Sarah Keil: Wir haben wieder viele interessante Betriebe aus der Gegend. Neu ist zum Beispiel Silvia Schermann aus Bergwerk, die unter dem Label „Krokusette“ Safran anbaut. Aus dem nahen Ungarn begrüßen wir einen neuen Betrieb, welcher sich auf die Vermehrung von Hortensien spezialisiert hat.
Martina Schabhüttl: Auch das Thema Natur im Garten ist uns wichtig. Das Volksbildungwerk wird Ideen präsentieren, wie Gemeinden und Kommunen öde Rasenflächen in ein blühendes Paradies für Insekten verwandeln können. Die Grüne Werkstatt aus der Steiermark wird einen Sensenmähkurs abhalten.
Was ist Euer Motto 2019?
Sarah Keil: Wir haben uns vom Zaubergarten aus der Geschichte Alice im Wunderland inspirieren lassen.
Martina Schabhüttl: Es wird einen Croquetplatz, weisse und rote Rosenbäumchen, Karten mit wunderbaren Sprüchen aus der Geschichte geben und alle bekannten Figuren. Hutmacher, Grinsekatze, Herzkönigin, Kaninchen, Blaue Raupe und vieles mehr geben. Auch einige unserer Aussteller werden das Thema aufgreifen.
Was essen hungrige Gärtner heuer in Kohfidisch?
Sarah Keil: Die Auswahl ist wieder groß und reicht von italienischem Nudelsalat und Panini, über Langos, Käseraclette und Fish & Chips bis zu Spanferkelbraten, burgenländischen Mehlspeisen und Softeis. Dazu gibt es renionale Weine und neu: burgenländischen Gin.
Euer skurilstes High Light in diesem Jahr?
Martina Schabhüttl: Besonder alte Gräber mit einer sehenswerten Alljahresbepflanzung.
Schloss Wildenau – ein Torso erlebt seine Wiedergeburt
Text: Therese Backhausen
Fotos: Fam. Rastorfer und Autorin
In Wildenau, einer Katastralgemeinde von Aspach im Bezirk Braunau, steht vom ehemaligen Wasserschloss,das wahrscheinlich zu einem der ältesten Schlösser des Innviertels zu zählen ist, nur mehr der denkmalgeschützte Ostteil des Hauptschlosses. Dieser war in akuter Gefahr und von enormem Sanierungsbedarf. Mit viel Herzblut wurde das von der Zeit vergessene Anwesen vom neuen Eigentümer, der Familie Rastorfer aus Bayern, gerettet.
Der erhaltene Bestand ist ein dreigeschossiger, einfacher Baukörper über rechteckigem Grundriss mit Satteldächern sowie einem Blechdachreiter über dem Kapellendachstuhl. In der um 1570 als Eingangs- und Hauptschauseite ausgebildeten und ehemals wegen der Seitenflügel geschützten Ostfassade befindet sich ein offener, vierbogiger Pfeilerarkadengang im Erdgeschoß mit darüberliegenden, heute verglasten Laubengängen im 1. u. 2. Stock. Im südöstlichen Teil befindet sich die wahrscheinlich nachträglich untergebrachte, zweigeschossige Schlosskapelle hll. Georg und Kilian. Ebenso wurde sie im 3. Viertel des 19. Jh. durch Herausbrechen der Erdgeschoßdecke vom 1. Stock in das Erdgeschoß verlegt. Die Kapelle dient heute als Filialkirche des Ortsteiles Wildenau. Deren bewegliche, aus dem 17. u. 18. Jh. stammende Ausstattung – es handelt sich um Arbeiten aus der Schwanthalerwerkstätte – steht im Eigentum der Pfarre Aspach. Während das Erdgeschoss des Gebäudes tonnengewölbt ist, finden sich in den oberen Geschoßen flache Decken. Im 2. Stock sind zwei perlstabverzierte Holzflachdecken aus dem 17. Jh. erhalten und an einer Wand eine bedeutende, wohl aus der Spätgotik stammende Freskierung mit zwei musizierenden Figuren und einem einander zugetanes Paar inmitten floraler Rankenmotive.
1383 erstmals urkundlich erwähnt, vermutlich aber von älterer Bausubstanz, blieb Schloss Wildenau, das auf einer Insel in viereckig angelegtem Teich erbaut wurde und mit Torturm, dreigeschossigem Palas und angebauten Seitenflügeln rund um einen geschlossenen Innenhof ausgestattet war, bis 1764 im Besitz der landesgeschichtlich bedeutsamen Familie Aham. Diese zählten zu den wichtigsten Grundbesitzern im Raum des heutigen Innviertels, das damals bayerisch war. In ihre Zeit fällt der Spanische Erbfolgekrieg, in dem es 1703 seitens der österreichischen Militärherrschaft zu argen Plünderungen kam. Auch Wildenau wurde zum Ziel der Übergriffe. Kapelle und Bibliothek blieben aber verschont.[1] Unter den nächsten Besitzern, der Familie von Imsland – die Familien Aham und Imsland waren verwandt – wurde das Schloss nochmals prächtig ausgestattet. Ein Brand von 1809 devastierte den hinter dem Torturm liegenden Trakt. Da er äußerlich aber weitgehend unbeschädigt blieb, unterließ man seine Sanierung. Unter Imslands hochverschuldetem Erben, der das wertvolle Archiv zwar noch retten konnte, begann der Untergang. Er konnte den Besitz, der in der ersten Hälfte des 19. Jh. trotz Feuer- und Plünderungsschäden in den Franzosenkriegen im wesentlichen sein Aussehen samt Barockgärten beibehielt, finanziell nicht mehr halten. Er veräußerte ihn an einen Güterspekulanten, der ab 1882 mangels Interesse am Erhalt die wertvolle Ausstattung verkaufte und die umfangreiche Bibliothek samt Archiv einstampfen ließ. Vor allem aber entzog er dem Anwesen die Existenzgrundlage: den Gutsbesitz. Grund, Wälder und Vieh wurden verschleudert, der das Areal umgebende Weiher weitgehend eingeebnet und als Wiese verkauft. In die Ställe wurden Wohnungen adaptiert. Letztendlich ließ er nach und nach wesentliche Teile der Bausubstanz abbrechen. Der übriggebliebene und heute noch existierende Teil wurde seines oberen Stockwerkes, in dem sich die Prunkräume mit Deckenfresken befanden, beraubt. Ein Brand von 1880 tat seines dazu bei. Eine Reihe weiterer Eigentümer konnte den Bau zwar notdürftig erhalten, war aber nicht in der Lage, umfassende Renovierungen zu realisieren, sodass der Bau weiter verfiel.
Für die jetzigen Besitzer musste die erste Begegnung mit diesem dem Verfall preisgegebenen, teilweise mit Efeu überwucherten Torso wie eine Reise in eine Zwischenwelt, in der ehemalige Pracht sich in Morbidität wandelte, gewesen sein.
Alles fand sich in ruinös verwahrlostem Zustand. Um das Anwesen herum war ein verwilderter Park und das Gebäude aufgrund der allgegenwärtigen Feuchtschäden und Einsturzgefahr dem Vernehmen der Gemeinde nach nicht mehr betretbar. Die dringendsten Arbeiten waren demnach die Rodung des Geländes, die Ausbesserung des Dachstuhles sowie die Neueindeckung des Daches. Die Fenster – jene der Nordseite wurden im Schutt gefunden – konnten mit Ausnahme der Laubengänge, wo die ursprünglichen Fenster restauriert wurden, nicht mehr gerettet werden. Die über die Hausseiten verteilten Mauerrisse wurden zwar saniert, sie stellen aber bis heute ein erhebliches Problem dar und müssen noch abgeklärt werden. Originalelemente wie die alten Holzböden, Türen bzw. historischen, ostseitigen Steintreppen wurden erhalten. Im Zuge der Innenrestaurierung konnten die bis dato nur fragmentarisch restaurierten Reste des spätgotischen Freskos an der einen Wand größtenteils weiter freigelegt werden. Letztendlich wurde das Gelände auf ein Niveau gebracht und eine neue Drainage rund um das Haus angelegt. Auch die Gebäudetechnik samt Wasserversorgung und Elektrik musste komplett erneuert werden.
Soweit möglich, war das Ziel der Sanierung, dem Bau insgersamt ein Maximum seines historischen Gesichtes zu erhalten. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, das aufgrund der Bedeutung des Hauses in die Arbeiten laufend involviert war, wird als sehr gut geschildert.
Jetzt erstrahlt der Torso in neuem Glanz und wird in Zukunft vielseitig genutzt werden. Dazu bieten sich wegen der integrierten Kirche Taufen und Hochzeiten besonders an.
Sebastian Mitterbauer (2010): Der Untergang von Schloss Wildenau – Der Bundschuh – Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus – 13_2010, S 63-69
A Place to stay – Dreihundert Jahre altes Winzerhaus adaptiert
Text: Therese Backhausen
Fotos: Fam. Kodolitsch und Autorin
Im Fokus des Kulturerbejahres 2018 stand auch die kulturelle und historische Bedeutung der Weinbauarchitektur im Weltkulturerbe, dem EUROPA NOSTRA Austria eine Veranstaltung in Krems widmete. Es sind vielfältige Ausprägungen von Bautypen, die die traditionelle Weinbaukulturlandschaft bereichern. So auch mitten in den steirischen Weinbergen bei Leibnitz. Dort zieht sich als Motto, ein harmonisches Zusammenspiel aus alt und neu zu schaffen, durch ein Projekt, bei dem die Familie Kodolitsch ein bald dreihundert Jahre altes Winzerhaus revitalisiert und auf den neuesten Stand gebracht hat.
Das heute als Wohn- und Eventgebäude genutzte Anwesen geht in seinen ältesten Bauteilen auf das Jahr 1745 zurück und befindet sich seit damals im Familienbesitz. Es war ein einfacher, zweigeschossiger und satteldachgedeckter Baukörper über rechteckigem Grundriss mit Fenster- und Türgewänden aus Aflenzer Sandstein. Im Dachgeschoss befand sich die Wohnung des Weingutbesitzers, im Erdgeschoß war die Baumkelter untergebracht und im von außen begehbaren, mehrjochigen, stichkappengewölbten Weinkeller mit barockem Türgitter wurden die Weinfässer gelagert.
Ziel der Generalsanierung war es, den Charme des Baukörpers weitgehend zu bewahren und mit moderner Infrastruktur zu verbinden, das Haus optisch zu belichten und belüften, dabei aber möglichst viel Substanz zu erhalten. Es wurde nach Lösungen gesucht, die Bestand haben. Dieser hohe Anspruch und die damit verbundenen Herausforderungen führten dazu, dass durch ein intelligentes Sanierungskonzept mehr Wohnraum geschaffen und ein behagliches Ensemble entwickelt wurde, das seine Ausstrahlung durch einen überzeugenden Mix aus Alt und Neu bezieht. Geschmack und viel Fingerspitzengefühl waren bei diesem Haus mit so langer Tradition Voraussetzung.
Südwestseitig wurde der bestehende Bau aufgebrochen und über die gesamte Hauslänge erweitert. Durch große Glasfronten bezieht dieser verandaartige Zubau, an den sich außen eine großzügige Holzpergola anschließt, sein Licht. Die räumliche Erweiterung an der Nordwestfassade wurde nach außen durch eine vorgesetzte Raumschicht – es handelt sich dabei um in Holzfarbe gestrichenen Sichtbeton in Holzbrettschaltung – mit offener Veranda und einer den Eingangsbereich einbeziehenden Pergola erzielt. Im Inneren durch die Öffnung nach oben bis zum Giebel. Dort dominiert ein die gesamte Giebelfront einnehmendes Glasfenster, das gemeinsam mit den neuen, bis zum Boden reichenden Fensteröffnungen auch hier großzügig Licht spendet. Das Dachgeschoß wurde mittels zwei Gauben vergrößert und der südöstlichen Giebelfront ebenfalls ein großzügiges Glasfenster einverleibt. Auch die Fassaden des alten Hauses haben ihre Sanierung erhalten. Dass sich Historie wunderbar ins Heute transportieren lässt, beweist der behutsam restaurierte, ziegelsichtige Gewölbekeller, dessen ursprünglicher Lehmboden mit handgeschlagenen historischen Ziegeln, die aus zwei abgetragenen Scheunen stammen, gepflastert wurde.
Allen historischen Bereichen hat man sein Daseinsrecht gelassen. Man kann dies an den Außenseiten ablesen: alles was neu ist, äußert sich optisch durch modernes Wohnbauambiente im Gegensatz zu den verdichteten historischen Teilen. Die Ablesbarkeit von Alt und Neu offenbart sich außen wie innen überall. Sei es nun, dass zwei historische, die ehemalige Überdachung der Eingangsfront tragende Säulen ins neue Ensemble integriert wurden, sei es, dass die profilierten Sandsteineinfassungen der originalen Türen und Fenster mit den barocken Gittern erhalten wurden. Mit den sorgsam restaurierten barocken Türen samt Supraporten, Holztramdecken, Kästen und Truhen sowie dem Kachelofen geben diese repräsentativen Ausstattungsteile einen Eindruck vom Selbstverständnis ihrer Bauherren. Ein Eyecatcher ist die Baumkelter, die, dort belassen wo sie war, in das Ambiente integriert wurde. Aus ihren Holzladen entstand u.a. der Esstisch, aus ihrer Presse der Couchtisch.
Ästhetisch aber ist es weit mehr, nämlich ein modernes Ambiente auf der Grundlage des überkommenen Baubestands, dem man sehr gekonnt zu einem neuen Leben verholfen hat.
Mit engem Bezug zur Landschaft handelt es sich hier um eine gelungene Verbindung von historischem Winzerhaus und modernem Begegnungszentrum.
„… es muss eine Situation geschaffen werden, die es in Österreich möglich macht, historische Gebäude sinnvoll zu erhalten.“
Mag. Martin Böhm, Sprecher der Initiative DENKmal.KULTUR, im Interview mit dem Verein Historische Gebäude Österreich
Die Initiative DENKmal.KULTUR ist ein Zusammenschluss jener Organisationen, die das gemeinsame Ziel haben, das österreichische kulturelle Erbe auch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Ihr gehören der Verein Historische Gebäude Österreich, die Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., die Burghauptmannschaft, Klösterreich – Verein zur Förderung aller kulturellen und touristischen Aktivitäten der Klöster, Orden & Stifte Österreichs, die Land&Forst Betriebe Österreich, die Österreichische Bundesforste AG, die Österreichische Gesellschaft der Denkmalfreunde, die Österreichische Gesellschaft für historische Gärten, die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. und der Zentralverband Haus und Eigentum an. Die Initiative DENKmal.KULTUR fordert in ihrem Positionspapier rechtliche, administrative und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die den Erhalt und die Nutzung von historischen Objekten ermöglichen. Nun gilt es, die gefassten Vorsätze rasch umzusetzen. Wir wollen wissen, welche Impulse man von Mag. Martin Böhm erwarten darf.
VHGÖ: Herr Mag. Böhm, Sie sind Präsident der Österreichischen Gesellschaft der Denkmalfreunde und im Hauptberuf geschäftsführender Gesellschafter des Dorotheum. Wann wurden Sie zum Sprecher der Initiative DENKmal.KULTUR gewählt und was motiviert Sie persönlich, diese Aufgabe zu übernehmen?
Mag. Böhm: Die Initiative DENKmal.KULTUR hat sich vor einem Jahr gebildet. Sie besteht aus vielen wesentlichen Proponenten des Denkmalschutzes in Österreich, aus vielen Organisationen, die selbst Besitzer historischer Häuser sind. Diese lose Vereinigung hat 2018 anlässlich des Kulturerbejahres eine große Enquete zu dem Thema „Zukunft Denkmal – DENKmal.Zukunft“ veranstaltet. Aufgrund der guten Zusammenarbeit haben wir beschlossen, diese Plattform weiterzuführen. Und ich wurde gefragt, ob ich die Funktion eines Sprechers übernehmen möchte, was ich gerne angenommen habe, da mir der Denkmalschutz ein großes Anliegen ist. Wir alle sind der Initiative der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe für die Gründung dieser Plattform dankbar.
VHGÖ: Bei der fulminanten Enquete vergangenen September im Dorotheum im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 wurde das Positionspapier zur „Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingung für Baudenkmäler“ präsentiert. Offen dafür zeigte sich in Vertretung von Kulturminister Blümel der Nationalratsabgeordnete Andreas Ottenschläger, der bei seiner Begrüßung von einem „gemeinsamen Startschuss“ sprach. Also ein klarer Schritt in Richtung der geforderten Rahmenbedingungen. Gibt es nun diesbezüglich schon weiterführende Gespräche mit der Regierung?
Mag. Böhm: Ja, es gibt Gespräche auf verschiedenen Ebenen und natürlich auch konkrete Vorschläge, die, in einem Positionspapier verfasst, an diverse Stellen weitergereicht wurden. Allerdings ist die Thematik sehr komplex, da diese in mehrere Gesetzesmaterien eingreift. Deshalb wird es auch sicher länger dauern und bedarf einer spezifischen Herangehensweise. Wichtig ist, dass die Kräfte der Mitglieder unserer Initiative gebündelt werden.
Es geht um grundlegend wichtige Forderungen für den Fortbestand historischer Gebäude in Österreich, die es deren Eigentümern erleichtern sollen, diese zu erhalten. Dafür sollte meiner Meinung nach ein Paradigmenwechsel insofern herbeigeführt werden, als die Unterschutzstellung eines Gebäudes nicht als „Bestrafung“, sondern als Auszeichnung empfunden werden sollte. Hierfür ist es aber zum einen notwendig, einen Lastenausgleich herbeizuführen, und zum anderen müssen diverse Normen dahingehend abgeändert werden, dass die historische Bausubstanz Vorrang vor neuen Baunormen hat. Es ist unsinnig, eine Flut neuer Baunormen auf historische Gebäude anzuwenden. Niemand würde ernsthaft fordern, bei Oldtimern die gleichen Standards wie für neue Autos einzufordern – bei historischen Gebäuden geschieht dies aber. Oft ist dies jedoch unmöglich oder führt zu enormen Kosten. Vor allem das Haftungsrecht stellt hier ein großes Problem dar, denn es stellt sich die Frage, wer dafür haftet, wenn zum Beispiel die Anbringung eines Geländers abgelehnt wird und ein Unfall passiert.
VHGÖ: Wie gehen Sie als Sprecher konkret an die Politik heran?
Mag. Böhm: Es liegt leider in der Natur der Sache, dass die angesprochenen Materien in verschiedenen Ministerien und Fachabteilungen angesiedelt sind, was die Sache nicht vereinfacht. Daher werden Gespräche mit den jeweils zuständigen Beamten und Fachleuten geführt, um die zuständigen Personen für die Thematik zu sensibilisieren und die verschiedenen Punkte zu platzieren. Wichtig ist, verständlich zu machen, was aus unserer Sicht notwendig ist, um unser historisches Erbe zu erhalten.
VHGÖ: An die positive Stimmung nach der Enquete ist nun, ein halbes Jahr später, in der weiteren Phase rasch anzuknüpfen.
Mag. Böhm: Genauso machen wir das, aber Gesetzgebungsprozesse sind komplex und daher nicht in ein paar Tagen erledigt. Aber ich glaube, dass die Politik jetzt wirklich gefordert ist, in Sachen Denkmalschutz aktiv zu werden. Die Idee unserer Initiative ist es, diese wichtigen Themen gemeinsam aktiv anzugehen. Jede in unserer Initiative inkludierte Organisation hat wichtige eigene Kontakte und ist in dem jeweiligen Bereich sehr aktiv. Aber jede Organisation hat natürlich auch ihre eigenen spezifischen Themen: Die Denkmalfreunde fordern zum Beispiel den Umgebungsschutz für Denkmäler wie in Frankreich, damit neben einem Denkmal wie beispielsweise der Karlskirche, einem der wichtigsten Sakralbauten Österreichs, kein belangloses Bürogebäude hochgezogen werden kann. International ist so etwas undenkbar.
VHGÖ: Werden Sie mit den Mitgliedern, die hier vereinigt sind, regelmäßig Kontakt halten bzw. Gespräche führen?
Mag. Böhm: Wir haben vor, uns mehrmals im Jahr zu treffen und uns auszutauschen.
VHGÖ: Was wird sich in nächster Zeit tun?
Mag. Böhm: Es ist sehr wichtig, die Öffentlichkeit und die Politik dahingehend zu sensibilisieren, dass es hier um ein ganz wichtiges Thema geht: den Erhalt unseres kulturellen Erbes und auch unseres wunderbaren Lebensraums, der Kulturlandschaft, der einmaligen Dörfer und Altstädte Österreichs. Für unsere Initiative ist es essenziell, die Breite des Themas „Denkmalschutz“ zu betonen. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit stehen immer die Schlösser im Vordergrund. Es gibt ca. 200 dauerhaft bewohnte Schlösser in Österreich, aber über 30.000 historische Gebäude und Kulturdenkmäler. Deshalb ist es für die Breitenwirkung entscheidend, in unserer Initiative Vertreter dieser Gebäude zu haben. Dieses gemeinsame, alle Bauwerke umfassende Interesse müssen wir der Politik klar darstellen. Ein positiver Aspekt ist, dass die generelle Aufmerksamkeit und die Sensibilität für die Themen des Denkmalschutzes generell hoch sind und durch den Schulterschluss unserer Initiative noch verstärkt wahrgenommen werden können. Wir bringen unsere Anliegen mit Dringlichkeit vor, da aber längere Prozesse involviert sind, werden wir auch nicht gleich mit allen Forderungen durchdringen. Wir werden aber in vielen Einzelgesprächen alles tun, um unsere Themen voranzutreiben und die Situation für historische Gebäude in Österreich zu verbessern.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kulturgüterschutz konkret“ fand am 08. März 2019 in Kooperation mit Europa Nostra Austria an der Donau- Universität Krems ein Vortrag des Leitenden Vizepräsidenten von Europa Nostra, Dr. Guy Clausse, über die am meisten gefährdeten Monumente der Welt statt.
Nach Begrüßungsworten des Dekans, Univ. Prof. Dr. Christian Hanus und einführenden Worten des designierten Präsidenten von Europa Nostra Austria, HR Dr. Andreas Lehne, skizzierte der Vortragende Dr. Clausse die Gesamtaktivitäten des 1963 in Paris gegründeten und seit 1989 in Den Haag ansässigen Vereines, der sich – als Stimme der Zivilgesellschaft – für den Schutz und die Förderung des kulturellen Erbes Europas einsetzt. Die wesentlichen drei Säulen sind Lobbying, Award-Verleihung und Engagement für gefährdetes Erbe.
Der Award, die Auslobung des „Preises der Europäischen Union für das Kulturerbe/Europa Nostra Preis“, wird jährlich für beispielhafte Leistungen für das kulturelle Erbe verliehen. In Österreich wurden die Gustav Klimt Memorial Society in Wien, die Gozzoburg in Krems und in Innsbruck die Seilbahnstation der Nordkette ausgezeichnet.
Im Fokus des Vortrages stand danach die Präsentation des seit 2013 bestehenden Programms „7 Most Endangered“. Bisher wurden in den Jahren 2013, 2014 und 2016 insgesamt 29 als besonders gefährdet geltende Denkmäler und Stätten ausgewählt und auf die Liste gesetzt. 3 davon konnten erfolgreich abgeschlossen werden, 6 befinden sich im guten Fortschrittsstadium, bei 9 Objekten hat sich noch wenig getan und 2 wurden noch nicht bzw. kaum angegangen. Soferne es sinnvoll ist, sind andere Verwendungen zu finden da historische Nutzungen heute obsolet sind wie z.B. Festungsanlagen.
Die 7 im Jahr 2018 auf die Liste gesetzten Objekte befinden sich in Albanien, Bulgarien, Georgien, Großbritannien, Österreich, Rumänien und der Türkei:
1.) Die Post-Byzantinischen Kirchen inVoskopoja und Vithkuqiin Südostalbanien. Sie zählen zu den repräsentativsten kirchlichen Monumenten des 17. und 18. Jh. Krieg, Plünderungen und natürlicher Verfall setzten diesen 12 Kirchen zu.
2.) Das Buzludzha Monument in Bulgarien, 1981 erbaut als Denkmal zu Ehren der kommunistischen Partei, nur 8 Jahre genützt, danach herrenlos und Diebstahl, Vandalismus und Wetter ausgesetzt. Es soll als Platz des Erinnerns erhalten werden.
3.) Die David Gareji Klöster und Eremitage in Ostgeorgien. Ins 6. Jh. zurückreichend, gilt das Ensemble von 22 in Fels gehauenen Klöstern mit mehr als 5000 Heiligtümern und Höhlenzellen in ihrer Kombination aus Felsarchitektur, Mittelaltermauern, prähistorischer Archäologie und paläantologischen Feldern als Meisterwerk Georgischer Kultur.
4.) Das Constanta Casino in Rumänien. 1910 erbaut aus Stahlbeton und Holz, seit den 2000er Jahren leerstehend. Metallkorrosion und Rost, von Wind und Wetter zerschlagene Fenster, ein drohender Dacheinsturz setzen dem Bau zu.
5.) Das Prinkipo Greek Orphenage, Princes´ Islands, Türkei. 1899 als griech. Waisenhaus erbaut und bis 1964 genutzt, ist es der größte Holzbau Europas und zweitgrößter der Welt. Vernachlässigung und Verfall, ein Feuer 1980, Wind und Wetter, heruntergebrochene Dachteile fördern einen Kollaps.
6.) Die Grimsby Ice Factory in Großbritannien. 1900 erbaut, gilt sie als älteste Eisfabrik. 1990 geschlossen, ist die Anlage wohl als prominenteste Erinnerung an Grimsby´s Fisch- und Seehandel.
7.) Das Historische Zentrum in Wien. Aufgrund des Projektes am Heumarkt läuft Wien Gefahr, den UNESCO-Status zu verlieren. Es gilt hier nicht so wie bei den anderen etwas zu renovieren sondern etwas zu verhindern.
Am Ende des Vortrages kam es mit regen Wortmeldungen zu einer spannenden Diskussion.
Vom 22.-25.03.2019 fand die erste Europa Nostra Vorstandssitzung des Jahres 2019 in Wien statt.
Zum Auftakt bot sich im Rahmen dieses President´s Circle für die Teilnehmer die Gelegenheit einer Opernaufführung von Verdis „Simon Boccanegra“ mit Placido Domingo, dem Präsidenten von Europa Nostra, in der Titelrolle. Im Anschluss daran lud der Maestro zum Abendessen in Toni Mörwalds Salon Le Ciel in das Grand Hotel.
Weitere Programmpunkte dieses Wochenendes waren Besichtigungen des Gartenpalais Liechtenstein, der Secession, der Karlskirche, des Prunksaales der Nationalbibliothek sowie die Teilnahme an einer u.a. von den Wiener Sängerknaben gestalteten Messe in der Wiener Hofmusikkapelle.
Der Montag war einem Besuch des Heritage Award Archivs von Europa Nostra, das sich in der Donauuniversität in Krems befindet, gewidmet.
Abschließend fand am Dienstag in den Räumlichkeiten der Burghauptmannschaft in der Hofburg die Vorstandssitzung statt. Großes Lob gab es dabei vom Europa Nostra Team für die professionelle Führung des Archivs in Krems.
In diesem Zusammenhang bedankten sich Europa Nostra und der Präsident des Vereins Historische Gebäude Österreich, Alexander Kottulinsky, bei der bisherigen Präsidentin von Europa Nostra Austria, Frau Hofrat a.D. Dr. Eva-Maria Höhle, für die gute Zusammenarbeit und freuten sich, mit Hofrat a.D. Dr. Andreas Lehne den neuen Präsidenten begrüßen zu dürfen.
Der „Daily Telegraph“ ist eine englische Tageszeitung, die samstags und sonntags eine umfangreiche Ausgabe herausgibt und die zudem jeweils am Sonntag ein Magazin „Sunday Telegraph Magazine“ enthält.
Durch European Historic Houses haben Besitzer von historischen Gebäuden nun die Möglichkeit, in der Wochenendausgabe einen Artikel über sich und ihr Anwesen zu veröffentlichen.
Dieser Beitrag besteht aus einem Interview (in englischer Sprache) und Fotos von der Baulichkeit.
Interessierte wenden sich bitte an sekretariat@ahha.at, Anmeldeschluss: 28.2.2019
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