Schätze teilen – Europäisches Kulturerbejahr 2018
Am 30. September 2018, dem Tag des Denkmals, fand in dessen Rahmen der Tag des Innenhofes statt. Zahlreiche Mitglieder machten die Innenhöfe ihrer historischen Objekte für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Auch Schloss Ober Gassling in Ebergassing öffnete exclusiv seine Pforten.
Die ursprünglich aus dem 12. Jh. stammende und als Doppelburg konzipierte Anlage, die in weiterer Folge erweitert und zu einem repräsentativen Baukomplex mit dem Reanissance-Innenhof und innenliegender gotischer Kapelle geschlossen wurde, stellt ein im Kern mittelalterliches, ehemaliges Wasserschloss dar. Fürst Wenzel von Liechtenstein, in dessen Zeit zwei barocke Ausbauphasen fallen, ist im Wesentlichen seine heutige Fassung zu verdanken.
Der prachtvolle Innenhof im Stil der Renaissance aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. ist in seiner Gesamtheit insofern eine Sehenswürdigkeit, da in niederösterreichischen Schlössern das Bogenmotiv in dieser Form nicht so oft vorkommt. Der Arkadenhof umfasst an drei Seiten segmentbogige, im Norden abgemauerte Gänge mit toskanischen Säulen über alle drei Etagen, wobei die zwei oberen Stockwerke mit Steinbalustraden versehen sind. Ein Kreuzgratgewölbe ziert die ersten beiden Arkadengänge und eine flache Stuckdecke den obersten. Im Erdgeschoss auf markanten Basen gedrungen, wachsen die Säulen in den oberen Etagen, immer schlanker werdend, aus gerauteten Postamenten.
Das Material stammt aus den Steinbrüchen von Sommerein und Kaisersteinbruch. Wann der Umbau der mittelalterlichen Burg zum Renaissanceschloss erfolgte ist aus Quellen nicht bekannt, kann aber im Zusammenhang mit Schloss Neugebäude in Simmering ausgemacht werden. Demnach ließ Kaiser Ferdinand I. ab 1560 in den beiden Orten Steine für das Schloss Neugebäude von italienischen Arbeitern brechen. Und aus diesen Steinen wurden auch die Säulen in Ebergassing angefertigt[1].
[1] Walter Cech, Chronik der Katastralgemeinde Ebergassing, Baden 2005, S 170