Kategorie: Schloss Wildenau

Schloss Wildenau

Schloss Wildenau – ein Torso erlebt seine Wiedergeburt

Text:   Therese Backhausen

Fotos: Fam. Rastorfer und Autorin

Schloss Wildenau

In Wildenau, einer Katastralgemeinde von Aspach im Bezirk Braunau, steht vom ehemaligen Wasserschloss, das wahrscheinlich zu einem der ältesten Schlösser des Innviertels zu zählen ist, nur mehr der denkmalgeschützte Ostteil des Hauptschlosses. Dieser war in akuter Gefahr und von enormem Sanierungsbedarf. Mit viel Herzblut wurde das von der Zeit vergessene Anwesen vom neuen Eigentümer, der Familie Rastorfer aus Bayern, gerettet.

Renovierung Fassade

Der erhaltene Bestand ist ein dreigeschossiger, einfacher Baukörper über rechteckigem Grundriss mit Satteldächern sowie einem Blechdachreiter über dem Kapellendachstuhl. In der um 1570 als Eingangs- und Hauptschauseite ausgebildeten und ehemals wegen der Seitenflügel geschützten Ostfassade befindet sich ein offener, vierbogiger Pfeilerarkadengang im Erdgeschoß mit darüberliegenden, heute verglasten Laubengängen im 1. u. 2. Stock. Im südöstlichen Teil befindet sich die wahrscheinlich nachträglich untergebrachte, zweigeschossige Schlosskapelle hll. Georg und Kilian. Ebenso wurde sie im 3. Viertel des 19. Jh. durch Herausbrechen der Erdgeschoßdecke vom 1. Stock in das Erdgeschoß verlegt. Die Kapelle dient heute als Filialkirche des Ortsteiles Wildenau. Deren bewegliche, aus dem 17. u. 18. Jh. stammende Ausstattung – es handelt sich um Arbeiten aus der Schwanthalerwerkstätte – steht im Eigentum der Pfarre Aspach. Während das Erdgeschoss des Gebäudes tonnengewölbt ist, finden sich in den oberen Geschoßen flache Decken. Im 2. Stock sind zwei perlstabverzierte Holzflachdecken aus dem 17. Jh. erhalten und an einer Wand eine bedeutende, wohl aus der Spätgotik stammende Freskierung mit zwei musizierenden Figuren und einem einander zugetanes Paar inmitten floraler Rankenmotive.

Sandsteinmadonna aus dem Jahre 1651, ehemals im Torturm, heute Privatbesitz

1383 erstmals urkundlich erwähnt, vermutlich aber von älterer Bausubstanz, blieb Schloss Wildenau, das auf einer Insel in viereckig angelegtem Teich erbaut wurde und mit Torturm, dreigeschossigem Palas und angebauten Seitenflügeln rund um einen geschlossenen Innenhof ausgestattet war, bis 1764 im Besitz der landesgeschichtlich bedeutsamen Familie Aham. Diese zählten zu den wichtigsten Grundbesitzern im Raum des heutigen Innviertels, das damals bayerisch war. In ihre Zeit fällt der Spanische Erbfolgekrieg, in dem es 1703 seitens der österreichischen Militärherrschaft zu argen Plünderungen kam. Auch Wildenau wurde zum Ziel der Übergriffe. Kapelle und Bibliothek blieben aber verschont.[1] Unter den nächsten Besitzern, der Familie von Imsland – die Familien Aham und Imsland waren verwandt – wurde das Schloss nochmals prächtig ausgestattet. Ein Brand von 1809 devastierte den hinter dem Torturm liegenden Trakt. Da er äußerlich aber weitgehend unbeschädigt blieb, unterließ man seine Sanierung. Unter Imslands hochverschuldetem Erben, der das wertvolle Archiv zwar noch retten konnte, begann der Untergang. Er konnte den Besitz, der in der ersten Hälfte des 19. Jh. trotz Feuer- und Plünderungsschäden in den Franzosenkriegen im wesentlichen sein Aussehen samt Barockgärten beibehielt, finanziell nicht mehr halten. Er veräußerte ihn an einen Güterspekulanten, der ab 1882 mangels Interesse am Erhalt die wertvolle Ausstattung verkaufte und die umfangreiche Bibliothek samt Archiv einstampfen ließ. Vor allem aber entzog er dem Anwesen die Existenzgrundlage: den Gutsbesitz. Grund, Wälder und Vieh wurden verschleudert, der das Areal umgebende Weiher weitgehend eingeebnet und als Wiese verkauft. In die Ställe wurden Wohnungen adaptiert. Letztendlich ließ er nach und nach wesentliche Teile der Bausubstanz abbrechen. Der übriggebliebene und heute noch existierende Teil wurde seines oberen Stockwerkes, in dem sich die Prunkräume mit Deckenfresken befanden, beraubt. Ein Brand von 1880 tat seines dazu bei. Eine Reihe weiterer Eigentümer konnte den Bau zwar notdürftig erhalten, war aber nicht in der Lage, umfassende Renovierungen zu realisieren, sodass der Bau weiter verfiel.

Für die jetzigen Besitzer musste die erste Begegnung mit diesem dem Verfall preisgegebenen, teilweise mit Efeu überwucherten Torso wie eine Reise in eine Zwischenwelt, in der ehemalige Pracht sich in Morbidität wandelte, gewesen sein.

Schloss Wildenau um 1850

Alles fand sich in ruinös verwahrlostem Zustand. Um das Anwesen herum war ein verwilderter Park und das Gebäude aufgrund der allgegenwärtigen Feuchtschäden und Einsturzgefahr dem Vernehmen der Gemeinde nach nicht mehr betretbar. Die dringendsten Arbeiten waren demnach die Rodung des Geländes, die Ausbesserung des Dachstuhles sowie die Neueindeckung des Daches. Die Fenster – jene der Nordseite wurden im Schutt gefunden – konnten mit Ausnahme der Laubengänge, wo die ursprünglichen Fenster restauriert wurden, nicht mehr gerettet werden. Die über die Hausseiten verteilten Mauerrisse wurden zwar saniert, sie stellen aber bis heute ein erhebliches Problem dar und müssen noch abgeklärt werden. Originalelemente wie die alten Holzböden, Türen bzw. historischen, ostseitigen Steintreppen wurden erhalten. Im Zuge der Innenrestaurierung konnten die bis dato nur fragmentarisch restaurierten Reste des spätgotischen Freskos an der einen Wand größtenteils weiter freigelegt werden. Letztendlich wurde das Gelände auf ein Niveau gebracht und eine neue Drainage rund um das Haus angelegt. Auch die Gebäudetechnik samt Wasserversorgung und Elektrik musste komplett erneuert werden.

Spätgotische Fresken im 2.Stock

Soweit möglich, war das Ziel der Sanierung, dem Bau insgersamt ein Maximum seines historischen Gesichtes zu erhalten. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, das aufgrund der Bedeutung des Hauses in die Arbeiten laufend involviert war, wird als sehr gut geschildert.

Jetzt erstrahlt der Torso in neuem Glanz und wird in Zukunft vielseitig genutzt werden. Dazu bieten sich wegen der integrierten Kirche Taufen und Hochzeiten besonders an.

[1] OÖ Nachrichten v. 12. Mai 2012

SO-Wand

Literatur:

Sebastian Mitterbauer (2010): Der Untergang von Schloss Wildenau – Der Bundschuh – Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus – 13_2010, S 63-69

OÖ Nachrichten v. 12. Mai 2010