Generalversammlung 2019

Text: Therese Backhausen
Fotos: Bernhard Bachna

Die diesjährige Generalversammlung fand am 18. Mai 2019 im Schloss Rohrau bei Graf und Gräfin Johannes und Ursula Waldburg-Zeil am Rande der Leitha-Auen an der niederösterreichischen Grenze zum Burgenland statt. Im Anschluss an die Begrüßung und die Dankesworte an die Gastgeber durch den Präsidenten Alexander Graf Kottulinsky wurde zunächst der seit der letzten Generalversammlung verstorbenen Mitglieder gedacht.

Der Kassenbericht für das Jahr 2018 wurde vom Schatzmeister Dr. Georg Graf Spiegelfeld-Schneeburg kurzweilig vorgestellt. Der Vermögensstand wurde, bedingt durch umfangreiche Lobbying-Tätigkeit, abgebaut. Im Jahresbudget 2019 sind keine gravierenden und außerordentlichen Ausgaben mehr geplant. Sollte es aber notwendig sein, für Lobbying Geld ausgeben zu müssen, so wird dies auch geschehen. Rudolf Freiherr von Geymüller konnte im Namen der Rechnungsprüfer von ordentlich geführten Büchern berichten und die Entlastung des Vorstandes beantragen, welche einstimmig von den anwesenden Mitgliedern angenommen wurde.

Alexander Kottulinsky informierte über die zahlreichen Aktivitäten des Jahres 2018. So war das Europäische Kulturerbejahr, in dem sich Europa zu seinem kulturellen Erbe bekannte, eine enorme Möglichkeit, gehört zu werden. Über 50 Termine wurden von ihm wahrgenommen und es wurde mit allen politischen Parteien gesprochen. Immer wieder wurde versucht, das Problem des Vereins Historische Gebäude Österreich, der ja Kulturerbe erhält, darzulegen, denn im Regierungsbudget werden die privaten Denkmalerhalter, die mit ihren 38.000 Objekten viel zu gering sind, nicht gefördert. Zudem erschweren existierende Bau- und sonstige Vorschriften das Dasein in einem historischen Gebäude enorm. Der Kovar-Report hilft sehr dabei, diese Vorschriften aufzuzeigen und zu vereinfachen. Das erste Ziel einer Erleichterung liegt im steuerlichen Bereich. Ein weiteres Ziel ist der Abbau der Normen, da ein Denkmal ja kein Neubau ist. Der Zusammenschluss verschiedener, gemeinsam an einem Strang ziehender Vereine, der in die Gründung der Initiative.DENKmal.KULTUR mündete, ist dabei hilfreich und sinnvoll. Alexander Kottulinsky und Georg Spiegelfeld werden dahingehend weiter Lobbying-Arbeit betreiben.

Anhand der Aktivitäten im Jahr 2018 sieht man, wie bedeutungsvoll die Tätigkeit der internationalen Denkmalschutzorganisation EUROPA NOSTRA ist. Sie lobt jährlich einen Award, den „Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe“/„Europa Nostra Award“ aus, der für beispielhafte Leistungen für das kulturelle Erbe verliehen wird.

Im Rahmen der seit dem Jahr 2012 bestehenden Kooperation der nationalen Vertretung EUROPA NOSTRA Austria mit der Donau-Universität Krems als wissenschaftlicher Partnerinstitution wurde der Vereinssitz nach Krems verlegt. Es gilt, das professionell geführte Archiv in Krems zu digitalisieren. Zum neuen Präsidenten in Österreich wurde HR Dr. Andreas Lehne gewählt. Alexander Kottulinsky ist als Vertreter des Vereins Historische Gebäude Österreich bei allen Kongressen dabei.

Es wird daran gearbeitet, das Mitgliederverzeichnis 2019 zu digitalisieren, da die bisherige Form einer Broschüre nicht mehr aktuell ist. Im Vergleich zu Deutschland hat Österreich verhältnismäßig wenige Mitglieder. Der Präsident bat daher alle Anwesenden, neue Mitglieder zu werben.

Genauso appellierte er an alle, den digitalen Newsletter zu öffnen und anzuschauen. Das gedruckte Magazin wird dann erst wieder am Jahresende herausgegeben.

Wir haben einen neuen Landesdelegaten! Dipl.-Ing. Leopold Graf Goëss übernimmt ab sofort die Agenden in Kärnten.

Unser Mitglied Constantin Staus-Rausch urgierte zum Thema „Next Generation“ die notwendige Struktur, welche die Jugend kanalisieren soll. Das Ziel sollte sein, einander kennenzulernen und zu vernetzen. Alexander Kottulinsky hält dies für ein wichtiges Thema, und Georg Spiegelfeld verwies in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit, sich z. B. im Informations- und Weiterbildungszentrum Baudenkmalpflege – Kartause Mauerbach Ausbildung und Wissen anzueignen und mit solchen Aktionen junge Mitglieder zu werben. Er sieht eine Chance darin, mit dieser großen staatlichen Einrichtung die Jugend zu gewinnen.

Wird es wieder Reisen geben? Muss man historische Waffen melden? Diese Mitgliederfragen konnten zumindest, was die Reisen betrifft, mit Ja beantwortet werden, sollten sich genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden. in letzter Zeit mussten einige Reisen mangels Interessentinnen und Interessenten abgesagt werden. Ein künftig mit der Politik zu diskutierendes Thema wird sicherlich die Frage nach der Meldung historischer Waffen sein.

Im Anschluss an die Generalversammlung und nach einer Weinverkostung führte uns der Schlossherr persönlich durch die Graf Harrach’sche Gemäldegalerie. Der Tag fand seinen Ausklang bei einem sehr gemütlichen Abendessen.


Schloss Rohrau und die Graf Harrach’sche Familiensammlung

 

 

Text: Therese Backhausen
Fotos: Schloss Rohrau (Fotograf: Thomas Schaupper)

Schloss Rohrau gilt als eines der seltenen Beispiele josephinischer Schlossarchitektur in Österreich. Es ist eine aus einem Wasserschloss hervorgegangene, zweigeschossige Vierflügelanlage um einen rechteckigen Hof mit einem östlich vorgelagerten dreiflügeligen Komplex von Wirtschaftshöfen. Bereits im 13. Jh. eine befestigte Grenzburg  –  das nahe gelegene Carnuntum diente damals als Steinbruch  –  befindet sich der Bau seit dem Jahr 1524 im Besitz der Familie Harrach, welche die Veste Ende des 16. Jh. zu einem Wasserschloss umbaute. Aufgrund der Türkenkriege ruinös, wurde es unter Ferdinand Bonaventura von Harrach ab 1668 renoviert und in den Folgejahren zweimal umgebaut. Zu dieser Zeit wurden als Vorbau die Wirtschaftsgebäude errichtet, die gegenwärtig großteils noch ihre ursprüngliche Gestalt aufweisen.

Das heutige Aussehen des Schlosses, das im Wesentlichen auf die Renaissanceanlage zurückgeht, ist wesentlichen Umbauten der Jahre 1776/77 geschuldet. Dabei kam es zu Veränderungen von Binnenstrukturen sowie zur Vorblendung einer einheitlichen josephinischen Fassade. Nach den Kriegszerstörungen und den Unbilden der Nachkriegszeit wurde es 1967–1969 restauriert und im Jahr 1970 wurde die Harrach’sche Familiensammlung eingerichtet.

Erreichbar über einen imposanten Stiegenaufgang, ist in drei Flügeln des Obergeschosses des Hauptgebäudes eine der wertvollsten und bedeutendsten, bis heute zum Großteil erhaltenen privaten Sammlungen vor allem mediterraner Barockmalerei höfischen Charakters untergebracht. Spanische, flämische und niederländischer Malerei des 16. und 17. Jh., neapolitanische Malerei des 17. und 18. Jh. sowie römische Malerei des Rokokos und des Klassizismus machen sie zu einem einzigartigen Ensemble. Ursprüngliches Ziel war nicht so sehr die Gründung einer Sammlung, sondern die Ausstattung der durch die Familie Harrach neu erworbenen Palais und adaptierten Schlösser. Der Charakter der Sammlung beruht nicht auf kunstwissenschaftlichen Prinzipien und einzelnen großen Meisterwerken, sondern auf der Einmaligkeit eines historisch gewachsenen, in Jahrhunderten von der Familie aufgebauten Ensembles.

Der kaiserliche Freund und Obersthofmeister Ferdinand Bonaventura Graf Harrach (1636–1706), Bauherr des Harrach’schen Palais auf der Freyung in Wien, gilt als erster Sammler der Familie. (Abb. 1) Als Botschafter und später als Emissär am Hof in Madrid erwarb er bedeutende spanische Meister. Velázquez ausgenommen, ist seine Bildersammlung des 17. Jh. vielseitiger als jene des Kunsthistorischen Museums. Am Beginn und am Ende seiner Karriere in Spanien stehen zwei Schenkungen: Juan Carreño de Mirandas Porträt des als Kindkönig dargestellten spanischen Königs Karl II. (Abb. 2) und das Porträt seiner Mutter Maria Anna von Österreich, die er beide als persönliches Abschiedsgeschenk vom König erhielt. Auch die von Klarheit und Leuchtkraft der Farben geprägte und von marianischen Symbolen begleitete Immaculata, eines der Hauptwerke des in Neapel tätigen spanischen Malers Jusepe de Ribera (Abb. 3), war ein Präsent. Von streng präziser Einfachheit geprägt sind die Stillleben-Bilder des Velázquez-Schülers Francisco de Palacio. Auch der Jakobssegen des frühen Luca Giordano, dessen Parisurteil (Abb. 4) sowie das von der Anmut der Musizierenden geprägte Bild Konzert des Meisters der weiblichen Halbfiguren eines vermutlich flämischen Malers sind „spanische“ Erwerbungen. Dazu zählen auch das wohl bekannteste Werk der Sammlung, Pieter Brueghels d. J. Sieben Werke der Barmherzigkeit und die für die spanische Frömmigkeit typischen Zwei Höllendarstellungen in Bosch-Nachfolge.

Abb. 1 Rigaud Ferdinand Bonaventura Graf Harrach

Abb. 2 Carreno Karl II

Abb. 3 Ribera Die Unbefleckte Empfängnis

Abb. 4 Luca Giordano, Urteil des Paril

Abb. 5 Kupezky Alois Thomas Graf Harrach

Abb. 6 Rohrauer Altar

Die zweite Sammlerpersönlichkeit war Aloys Thomas Raimund Graf Harrach (1669–1742), der im damals österreichischen Neapel, wo er Vizekönig war, zu einer der größten Sammlerfiguren der Familie avancierte. (Abb. 5) Zu seinen Präferenzen zählte die zeitgenössische neapolitanische Malerei, die er kaufte, beauftragte oder geschenkt bekam. Monsù Desiderios (François de Nomé) fantastische, dem Verfall preisgegebenen fünf Architekturansichten oder die die Eleganz des spätbarocken Pathos repräsentierenden acht Werke des von ihm bevorzugten Francesco Solimena sind wichtige Ensembles in der Harrach’schen Sammlung. Mit Solimena stand die neapolitanische Malschule am Höhepunkt. Ihr gehörten Bernardo Cavallinos alttestamentarische Kabinettstücke, Massimo Stanziones von ungeschöntem Realismus und Brutalität formulierter Bethlehemitischer Kindermord genauso wie Salvator Rosas düsteres Bartholomäus-Martyrium und Fabrizio Santafedes zurückhaltend wirkende Madonna mit dem Kind, der heiligen Anna und dem heiligen Kajetan an.

Wie sein Vater erwarb auch Thomas Raimund Bilder von Luca Giordano; es sind dies zwei Arbeiten, die einer Serie von Schlachtenbildern entstammen. Sein Können, die Protagonisten im Kampf dynamisch darzustellen, beweist er in Semiramis in der Schlacht und in der Amazonenschlacht. In den detail- und porträtgetreuen drei Kolossalbildern des Solimena-Schülers Nicola Maria Rossi in der langen Galerie offenbaren sich mit den Darstellungen des Auftretens des Vizekönigs Glanz und Prachtentfaltung höfischer Repräsentation. Hier hat sich der Maler selbst verewigt: In der Bildmitte überreicht er dem in der Prunkkarosse sitzenden Vizekönig eine Bittschrift. Mit Mattia Pretis großformatiger, wegen der Art der Lichtinszenierung von venezianischer Malerei beeinflusster Darstellung der Königin von Saba vor Salomon und des Heiligen Hieronymus, Domenico Brandis großen Tierstücken und den zahlreichen Bildern von Luca Giordano zeigt der Vizekönig seine Vorliebe und Vergnügen am Monumentalen. Bei diesen Bilderkollektionen handelt es sich um den größten geschlossenen Bestand neapolitanischer Barockmalerei nördlich der Alpen.

Nach seiner Regentschaft in Neapel kam es zur Übersiedlung der Sammlung nach Wien, partiell in die Ungargasse, vor allem aber in das Palais auf der Freyung, wo sich bereits die spanischen Meister seines Vaters befanden. Aufgrund der engen Verknüpfung beider Welten fügten sich die beiden Sammlungsteile zu einer geschlossenen Einheit zusammen.

Der Enkel des neapolitanischen Vizekönigs, Ernst Guido Graf von Harrach (1723–1783), gehörte der dritten großen Sammlergeneration an. Über seinen Agenten stand er mit den wichtigsten Künstlern Roms in Verbindung und konnte dadurch eine beeindruckende Kollektion römischer Malerei um die Mitte des 18. Jh. zusammenstellen. In seiner Sammlung präsentieren sich das Milieu der Aufklärung und die klassizistischen Tendenzen der Winckelmann-Zeit. Die religiöse Thematik tritt nun in den Hintergrund. So dokumentieren Giovanni Paolo Panninis Arbeiten wie die Römische Ruine mit einem Propheten erwachtes Interesse an römischer Morbidität und Sebastiano Concas Sibylle Tuccia eine Hinwendung zur heroischen Vergangenheit Roms. Zur Sammlung gehören auch eine Serie von Veduten der Gegend um Neapel von Carlo Bonavia, die Hafenansichten von Claude Joseph Vernet sowie die Seestücke Adrien Menglards, die zwischen Naturaufnahme und präromantischer Stimmung allesamt Auskunft über die Landschaftsmalerei um 1750 geben. Herausragend ist auch die von neuem Pathos und Einfachheit geprägte Darstellung Die Heilige Nacht des in Rom lebenden deutschen Malers Anton Raphael Mengs, der durch das Studium der Antike sowie der italienischen Hochrenaissance zu einem akademischen Klassizismus gelangte.

Unter den nordeuropäischen Bildern ist Jakob Seiseneggers Predigt des päpstlichen Nuntius Cornelius Musso in der Wiener Augustinerkirche genauso hervorzuheben wie der aus der Sammlung Erzherzog Wilhelm erworbene Rohrauer Altar in der streng klassizistisch stuckierten Kapelle. Die Altarbilder des Flügelaltares stammen von einem Antwerpener Meister in der Massys-Nachfolge des ausgehenden 16. Jh. (Abb.6)

Eine Generation zuvor hatte der Sohn des Vizekönigs, Friedrich August Graf von Harrach (1696–1749), Obersthofmeister in Brüssel, flämische und niederländische Maler des 17. Jh. erworben, und im 19. Jh. kamen unter historistischem und nazarenischem Einfluss noch frühe Italiener des 16. Jh. dazu.

Im 19. Jh. wurden von Franz Ernst Graf Harrach (1799–1884) im Stadtpalais auf der Freyung die Sammlungen zusammengeführt und in einer eigens dafür gebauten Galerie in barocker Hängung erstmals öffentlich gezeigt. Hinzu kamen gegen Ende des 19. Jh. weitere Gemälde von den Harrach’schen Schlössern. 1943, kurz vor Beginn der ersten Bombardierung Wiens, wurden die Bilder nach Schloss Steyersberg in der Buckligen Welt und – nach einem kurzen Intermezzo einiger Bilder im Naturhistorischen Museum in Wien – 1945 nach Altaussee verlagert, wo sie vermutlich in Depoträumen des Heimatmuseums aufbewahrt wurden.

Nach dem Kriegsende wurde eine Ausstellung in England und Übersee zusammengestellt. Im Jahr 1956, nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages, kam die Sammlung wieder in das Palais auf der Freyung, wo sie einige Jahre später (1960) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. 1970 übersiedelte sie schließlich in das neu renovierte Schloss Rohrau, wo sie bis heute ein Publikumsmagnet ist.

Die Gemäldesammlung ist mit prachtvoll geschnitzten Prunkmöbeln und reichem Kunstgewerbe profaner wie religiöser Art vereinigt. Unter Letzteren sind zwei Prozessionsfiguren des Jesuskindes als bedeutende Beispiele spanischer Plastik um 1700 hervorzuheben. Unter den zahlreichen familiären Erinnerungsstücken befindet sich auch Antonio Grassis Porträtbüste von Joseph Haydn. Höchstpersönlich vererbte sie der Maestro der Familie Harrach, denn seine Mutter war einst Köchin im Schloss Rohrau.

 

Literatur:
Robert Keyszelitz, Die Graf Harrach´sche Familiensammlung und ihre Neuaufstellung in Schloss Rohrau, in: Alte und Moderne Kunst XV (1970/Heft 111)
Ulrich Graf von und zu Arco-Zinneberg, Graf Harrach´sche Familiensammlung Schloss  Rohrau, Schnell Kunstführer, 2. Auflage 2012


Dr. Christoph Bazil ist neuer Leiter des Bundesdenkmalamtes

© Iwana Dzoic

 

Bisher war Dr. Bazil Leiter der Abteilung für Kunstrückgabeangelegenheiten in der Kunst- und Kultursektion des Bundeskanzleramtes. Der studierte Jurist verfasste bereits seine Dissertation zum Thema Denkmalschutz und publizierte als Co-Autor den Kommentar zur aktuellen Judikatur.

Er blickt auf eine solide Laufbahn zurück. Seit 2008 baute er die Abteilung für Kunstrückgabeangelegenheiten der Kunst- und Kultursektion auf, seit 2015 hat er zusätzlich die Agenden Denkmalschutz, Baukultur und Welterbe übernommen.

Er war als Abteilungsleiter bereits federführend in die Weiterentwicklung und den Reformprozess des Bundesdenkmalamts eingebunden und wird diesen nun nahtlos in neuer Funktion fortsetzen und vorantreiben.

 

 


POST CARD STD

Atelierbesuch bei Hubert Scheibl

Text und Fotos: Therese Backhausen

Werkgruppe „Nicotine on Silverscreen“

Den renommierten Maler Hubert Scheibl persönlich kennenzulernen ist wohl für jeden kunstinteressierten Menschen ein besonderes Erlebnis. So geschehen Anfang April 2019 bei einem Atelierbesuch des Künstlers in Wien, der von Dr. Soraya Stubenberg und der Generalsekretärin von MAK ART SOCIETY (MARS), Michaela Hartig, mit dem Verein Historische Gebäude Österreich für dessen Mitglieder organisiert wurde.

Der Abstraktion und der Farbe als Materie verpflichtet, pastos und reliefhaft, später dann leichter, fließender und mehr von der Fläche bestimmt, zuletzt auch extrem großformatig, gestaltet mit Farben und Bindemittel, mit Pinsel, Spachtel und Rakel – so lässt sich das quantitativ und qualitativ beeindruckende Œuvre Hubert Scheibls charakterisieren, das in den 1980er-Jahren als wichtige Reaktion auf den damals populären Neoexpressionismus anerkannt wurde. Unter den österreichischen Künstlern seiner Generation gilt Scheibl heute noch als der wichtigste Vertreter einer abstrakt-sensiblen, gestenreichen Malerei.

Geboren 1952 in Gmunden, war er an der Akademie der bildenden Künste in Wien Schüler von Max Weiler und Arnulf Rainer und in den 1980er-Jahren bedeutendes Mitglied der Gruppe der „Neuen Wilden“, die sich in Anlehnung an die französischen Fauves so nannte. In diesen Jahren nahm er an den Biennalen in São Paulo und Venedig teil und lebte einige Jahre in New York. Sein Denken und Arbeiten ist daher von amerikanischen Schriftstellern und Filmemachern, v. a. durch Stanley Kubrick, beeinflusst. Und von der Musik, die sich wie die Malerei im nichtverbalen Bereich bewegt. „Scheibls Malerei bildet keine Dinge oder Vorstellungen ab, sie illustriert oder erklärt auch kein Konzept und keine Erzählung; in erster Linie IST sie“, sagt Mario Codognato, Kurator der Ausstellung „Hubert Scheibl. Fly“ 2016/2017 im Belvedere.

 

Hubert Scheibl spricht über sein Werk

Hier wird ein Bild analysiert

Diskussion mit dem Künstler

Unser Rechnungsprüfer Dipl.-Ing. Rudolf Freiherr von Geymüller, lauscht gespannt
Werkgruppe „Ones“

Nach der Begrüßung der 16 TeilnehmerInnen durch die Organisatorinnen gibt Hubert Scheibl spannende Einblicke in seine künstlerischen Konzepte und Werkgruppen. Er schildert den Aufbau eines Bildes, solange es nass ist. Dabei gibt es finale Momente, wo er den letzten Entwurf noch einmal verändert, sei es nun, ob er hineingekratzt oder die Leinwand mit einer Spachtel oder Rakel abgezogen hat. „Dann ist es aus, also nichts mehr zu verändern“, sagt er. Für den Betrachter ist sofort zu spüren, dass das Bild in einem Zug entstand. Wie zum Beispiel die Gruppe der „Nicotine on Silverscreen“-Arbeiten. Es sind dies silbrige Großformate, scheinbar schwerelos, mit einer wie auf die Leinwand geschleuderten Farbe samt ihren Verlaufspuren. Der Titel ist keinesfalls ein Hinweis auf die Technik; hier handelt es sich um Silberemulsion und Öl auf Leinwand, die in alle Richtungen gemalt, gestrichen und geritzt zu sein scheint. Ganz anders präsentieren sich Scheibls „Ones“, in denen sich das Motiv kalligrafisch, tänzerisch und schwungvoll, wie fallende Schleier auf opakem Grund, effektvoll vor den mehrfarbigen verriebenen Hintergründen abhebt. Der Kontrast zwischen schnell gesetzter Figur und langsam aufgebautem Grund ist auch hier das Anliegen des Malers, hebt sich aber mit der Betonung der Schwerkraft von den „Nicotine on Silverscreen“-Arbeiten ab.

Hubert Scheibl arbeitet auch als Zeichner und schafft vereinzelt Skulpturen und Installationen.

Die Besucher waren von der Begegnung mit diesem außergewöhnlichen Künstler, seinen Werken und dem Atelier beeindruckt und verließen dieses mit je einem von Hubert Scheibl persönlich gewidmeten Katalog.

 

Holzingerhaus

Reise zu den Moldauklöstern

Darstellung jüngstes Gericht im Kloster Voronet

Text und Fotos: Siegbert Sappert

Die diesjährige Reise führte 24 unserer Mitglieder zu den seit dem Jahr 1993 als UNESCO-Weltkulturerbestätten zählenden Moldauklöstern. Anders, als der Name es vermuten lässt, liegen diese im heutigen nördlichen Teil Rumäniens. Ihre Bezeichnung leitet sich vom 1354 als Vasallenstaat des Königreichs Ungarn gegründeten Fürstentum Moldau ab.

Montag, den 13. Mai flogen wir mit Austrian Airlines direkt von Wien nach Iași in Rumänien. Dort erwartete uns der von unserer Reise nach Siebenbürgen wohlbekannte Reiseleiter, Herr Mihai Hașegan. Mit einem komfortablen Reisebus fuhren wir in unser 4-Sterne-Hotel, wo wir die gesamten vier Nächte blieben und auch zweimal zu Abend aßen.

Am Dienstag besuchten wir das Nonnenkloster Sucevița, das von einem woiwodischen Herrscher 1582 bis 1584 erbaut worden war. Das Klosterareal und die Kirche, die der Auferstehung Jesu Christi geweiht ist, sind mit Wehrtürmen und Mauern umgeben. Die in Fresko-Technik hergestellten Wandmalereien der Kirche haben sich an den Innen- und Außenwänden vollständig erhalten. Diese sollten dem damals des Schreibens und Lesens unkundigen Volk Szenen und Gleichnisse aus der Bibel vermitteln. Beeindruckend war vor allem die Darstellung der Himmelsleiter. Während die als Mönche gekleideten Menschen, unterstützt von Engeln, versuchen, diese zu erklimmen, ziehen Teufel sie in die Höllenschlucht hinab.

Anschließend fuhren wir weiter zum Moldovița-Kloster, wo wir von einer resoluten, aber liebenswürdigen Ordensfrau u. a. das Jüngste Gericht sowie eine Darstellung der Belagerung Konstantinopels an der Südfassade gezeigt bekamen. Das Mittagessen mit frischen lokalen Produkten wurde uns im Kloster gereicht, bevor es zum Voroneț-Kloster, der „Sixtinischen Kapelle des Ostens“, weiterging. Erwähnenswert sind hier neben dem einmaligen „Voroneț-Blau“ die Darstellung des Jüngsten Gerichts sowie der Stammbaum Jesu.

Der nächste Tag führte uns nach Czernowitz in die Ukraine. Im Rahmen eines Stadtrundganges und einer Stadtrundfahrt erkundeten wir die traditionelle Hauptstadt der Bukowina, die von 1775 bis 1918 zur Habsburgermonarchie gehörte. Im Synodensaal der erzbischöflichen Residenz, welche wir ebenfalls besuchten, wurde 1918 durch einen rumänischen Kongress die Vereinigung der Bukowina mit dem Königreich Rumänien proklamiert. Aus wirtschaftlichen und historischen Gründen war in Czernowitz durch seine multikulturelle Gesellschaft ein Zentrum intensiven Handels- und Kulturaustausches zwischen den benachbarten Ländern entstanden, das jedoch spätestens mit dem Holocaust ab 1941 sein jähes Ende fand.

Am Donnerstag besuchten wir die Pfarrkirche in Pătrăuţi, die der Erhöhung des heiligen Kreuzes geweiht ist. Der örtliche Pfarrer, der sich intensiv mit der wohldurchdachten und am Sonnenstand orientierten Architektur beschäftigt hatte, führte uns in die Geheimnisse dieser Kirche mit ihrem sogenannten Kleeblattchor (Drei-Konchen-Chor) ein. Danach fuhren wir zum größten rumänischen Nonnenkloster Agapia, wo heute noch 500 Nonnen leben. Die Malereien im Inneren der Kirche stammen von Nicolae Grigorescu (1838–1907), einem Mitbegründer der modernen rumänischen Malerei. Ein Museum und Werkstätten zur Teppichherstellung, Weberei und Ikonenmalerei gaben uns Einblick in das Leben der Nonnen. Den Abend verbrachten wir bei einer Bauernfamilie, wo uns der Hausherr wunderbare traditonelle rumänische Gerichte zubereitete.

Unseren letzten Reisetag schlossen wir mit einer kleinen Stadtrundfahrt durch Iași ab, das in der Geschichte die Hauptstadt des Fürstentums Moldau war. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt für seinen grausamen Pogrom als Siedlungsschwerpunkt der rumänischen Juden im Jahre 1941. Heute ist sie die viertgrößte Stadt Rumäniens und Sitz der Planungsregion Nordost mit schön renovierten Prachtbauten vom Ende des 19. Jahrhunderts sowie einem Universitäts- und Computerzentrum. Schließlich kehrten wir alle voller positiver Eindrücke wohlbehalten nach Wien zurück.


VILSARTkonzertfestival2019


Schloss Rotenturm im Wandel der Zeit – von der Ruine zum Wahrzeichen der Region

© Philipp Holz

Text: Dr. Martina Bergmann/Dr. Verena Nussbaumer

Fotos: © V. Nussbaumer, Prof. Heinz Schinner

Schloss Rotenturm. Das neue Mitglied der Schlösserstraße wurde im letzten Moment gerettet.

Ein Schloss, das nicht nur seine Besitzer, sondern auch das Antlitz seiner Fassaden metamorphosenartig gewechselt hat.

Bereits in den 1970er Jahren hofften Zeitgenossen auf eine zweckmäßige Revitalisierung des Historismus-Schlosses im Südburgenland, das bereits damals in ruinösem Zustand war.

Erst 40 Jahre später war es so weit.

2019 Prof. Heinz Schinner vor Schloss Rotenturm mit einer Sonnenuhr aus seiner Uhrensammlung (Foto: © V. Nussbaumer)

2008 Balkon (Foto: Prof. Heinz Schinner)

2019 Balkon (Foto: © V. Nussbaumer)

Der Beginn von Schloss Rotenturm führt ins Mittelalter. Im 13. Jahrhundert befand sich am heutigen Schlossareal eine Wasserburg, durch die Pinka und künstlich angelegte Wassergräben geschützt. Erstmals urkundlich erwähnt als Schloss in „Ruttenthuren“ wurde es 1523.
Im 17. Jahrhundert kam es zu Besitzstreitigkeiten zwischen Peter I. Erdődy und dem Adelsgeschlecht Stubenberg. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das so genannte „Alte Schloss“ errichtet, welches Graf Georg Erdődy im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts abtragen ließ. Zum „Alten Schloss“ hatte auch ein rund 460 Hektar großer Tiergarten, der „Teichwald“, gehört, in dem Wild gehalten wurde.
Zwischen 1775 und 1780 wurde die vormalige Wasserburg umgebaut. Die Grundmauern der „Niederburg“ hielten nicht mehr stand, 1810 wurde das Gebäude vollständig demoliert. Das im Südwesten des Parks um 1830 erbaute „Kastell“, welches später als Gesindehaus diente, wurde 1972 abgetragen. Beim Übergang zum Schloss wurde eine unattraktive Klinkermauer errichtet, welche die Optik fremdkörperartig störte.

Der Oberststallmeister und Kunstsammler von Kaiser Franz Joseph I., Stephan Graf Erdődy, versuchte um 1860 vergeblich, den bekannten ungarischen Historismus-Architekten Nikolaus Ritter von Ybl für den Bau eines „Neuen Schlosses“ zu gewinnen. Ein solcher Neubau wurde zwischen 1862 und 1865 nach den Plänen des ungarischen Baumeisters Antal Weber im maurisch-byzantinischen Stil des romantischen Historismus realisiert. Der Bauleiter war Johann Lang aus Pinkafeld. Es entstand eine harmonische Verbindung aus Formen der Romantik mit jenen der Gotik und Renaissance im maurischen Baustil. Der rote Fassadenputz mit der Struktur überdimensionaler Ziegel des dreigeschoßigen Schlosses kontrastiert mit der reichen plastischen Fassadendekoration aus hellem Sandstein mit maurisch-romanischen Elementen. Bemerkenswert sind die Eckflügel mit ihrem Stufengiebel und der quadratische Turm in der Ostecke, der im Obergeschoß eine Säulengalerie aufweist. Die halbrunde Apsis lässt in der westlichen Schlossecke die zweigeschoßige Schlosskapelle vermuten, die Fresken in dieser wurden wie jene im Vestibül des Obergeschoßes vom Maler Károly Lotz gestaltet. Der alte barocke Landschaftsgarten wurde damals als englischer Park angelegt.

2019 Maurische Ornamente im Detail (Foto: © V. Nussbaumer)

2008 Westseite beim Erwerb (Foto: Prof. Heinz Schinner)

2019 Westseite (Foto: © V. Nussbaumer)

1924 devastierte ein Brand den Großteil des Interieurs wie auch das Familienarchiv des Adelsgeschlechts Erdődy sowie das Geheimarchiv von Kuruzzenführer Fürst Franz II. Rákóczi. 1929 wurde die Kunstsammlung von Stephan Graf Erdődy versteigert. Das Schloss gelangte kurz in Besitz des verwandten Grafen Nikolaus Széchényi, der das finanziell belastete Anwesen 1930 dem tschechischen Komponisten und Violinvirtuosen Jan Kubelík übertug, zum Tausch für dessen Villa Rosalia in Opatija. Jan Kubelik war finanziell außer Stande, das Schloss und den Park zu erhalten, da sich Schuld- und Pfandeintragungen bereits im Grundbuch befanden. In Folge dessen gelangte das Anwesen in der Zwischenkriegszeit in Bankbesitz.
In den 1960er Jahren gab es Überlegungen zum Abriss. Letzten Endes wurden nur das Kastell und einige Nebengebäude, wie die Kegelbahn und die Schlossmauer in der Schulgasse, abgerissen. Über mehrere Jahrzehnte war die Ruine erst russischen Besatzern in der Nachkriegszeit und dann zunehmend Vandalen ausgeliefert.

1971 übernahm schließlich das Land Burgenland Schloss Rotenturm.
Die lokale Presse berichtete immer wieder über Vorhaben einer Restaurierung. Die Region hoffte vergebens, denn Spekulanten, falsche Grafen und anonyme Scheichs bekundeten ihr Interesse. Das Fortschreiten des Verfalls war gegeben.
Der Schlosspark steht seit 1932 unter Naturschutz, dennoch fielen Bäume der Schlägerung zur Holzgewinnung zum Opfer.
Im Inneren des Schlosses wurden alle Holzböden, Türen und Fenster samt Verkleidungen herausgerissen. Die Landesregierung errichtete in den 1970er Jahren um das Schlossgebäude einen Maschendrahtzaun. Alle Türen und Fenster im Erdgeschoß wurden zugemauert.

2008 hat der Wiener Versicherungs- und Immobilienspezialist Prof. Heinz Schinner das seit 1928 unter Denkmalschutz stehende Schloss Rotenturm käuflich erworben. Vor dieser Zeit konnte niemand die erforderliche Mittel für eine Renovierung aufbringen. Kaufmännischer Mut und Enthusiasmus, seine Leidenschaft für Historie und Antiquitäten und die Liebe zum Detail ließen ihn dieses risikoreiche Unterfangen verwirklichen. Prof. Schinner nahm die Sanierung mit größter Sorgfalt im Zeitraum von 2009 bis 2016 in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt vor.

2019 Detailansicht mit Kapitellen (Foto: © V. Nussbaumer)

2019 Blick vom Schlossplatz (Foto: © V. Nussbaumer)

2019 Detailansicht: Rundbögen, Arkaden, Säulen, (Foto: © V. Nussbaumer)

Nach dem langjährigen Dornröschenschlaf waren das Schloss und der Park gänzlich desolat. Dieses Baujuwel, mit dem namensgebenden 33 Meter hohen roten Turm, das sich lange im Besitz des ungarischen Magnatengeschlechts Erdődy befunden hatte, war zu einer heruntergewirtschafteten Ruine, einem Schandfleck mit einer stillosen Nutzfassade verkommen. Für heranwachsende Kinder aus der Umgebung war es ein idealer Abenteuer-Spielplatz. Die Maschendrahtzäune wurden einfach niedergetrampelt. Der sich heute zur vollen Pracht wandelnde Schlosspark war eine Wildnis und diente bestenfalls der Arterhaltung von Insekten, Fledermäusen und Tauben. Das Schloss selbst bot Zuflucht und Schutz für streunende Katzen, die Innenräume, damals teilweise ohne Zwischendecken, waren völlig von Taubenkot verschmutzt. Die Turmfalken, die hoch oben ihre Gelege hatten, beehren den Schlosspark noch heute.

 Prof. Schinner hat sich anhand von Archivalien, Plänen und Überlieferungen wie ein baumeisterlicher Detektiv auf Originalspurensuche begeben. Ausgehend von einer minutiösen Dokumentation des Ist-Zustandes, bei der von allen 14 Fassadenabschnitten jeweils 80 bis 130 Fotos aufgenommen wurden, war eine schrittweise Nachbildung der weitgehend nicht mehr vorhandenen Ornamente möglich. Der Kosmopolit Prof. Schinner schaute bei der Revitalisierung über die Grenzen, um für die baumeisterlichen Arbeiten nicht nur mit österreichischen, sondern überwiegend mit tschechischen und ungarischen Baumeistern, Steinmetzen, Maurern, Malern, Stuckateuren, Spenglern, Schlossern und Tischlern mit bestem Rüstzeug nach historischen Vorgaben höchste handwerkliche Qualität einzubringen.

Zuerst mussten bei der Renovierung Sicherungsmaßnahmen getroffen werden. Das Dach wurde saniert und der 11 Hektar große Schlosspark umzäunt. Die Toranlage wurde nach einem Entwurf von Prof. Schinner detailverliebt neu nachgestaltet. Das Originaltor am Schlossplatz (die heutige Front-Ansicht, die West- und Wetterseite war früher die Rückseite) wurde kopiert. Damit setzte sich der Ästhet Prof. Schinner in mehreren Bauverhandlungen gegen verständnislose behördliche Einwände, den alten Stil nicht zu imitieren, durch. So konnte eine harmonische Toranlage entstehen, so breit wie das Schloss, mit zwei Schmiedeeiseneinfahrten und zwei Schmiedeeisentüren.

Im nächsten Schritt wurden Wildwuchs von Bäumen und sich entlang der Fassade rankender Efeu entfernt. Danach erst waren in der folgenden baufortschrittlichen Entwicklung der Einbau von Fenstern und Türen und die Errichtung von Gerüsten möglich. Im Erd- und Obergeschoß, im Turm sowie im Keller wurden Böden und eingestürzte Mauern und Decken restauriert bzw. erneuert, um das Schloss vor weiterer Verwitterung zu schützen.

Der Wiener Dombaumeister Dipl.-Ing. Wolfgang Zehetner empfahl, eines der sechs Blindfenster der Klinkerfassade zu durchzubrechen und wie die übrigen 13 Fassaden mit Ornamenten zu versehen. Sie erscheint nun nicht mehr nüchtern und roh, sondern fügt sich perfekt in die Westfassade ein.
Die Steinmetzarbeiten widmeten sich der Rekonstruktion von Balkonen und Terrassen sowie der Steinkreuze bei der Kapelle. Die Parktreppe wurde gänzlich abgetragen und auf einem neu betonierten Fundament mit den Originalsteinen neu errichtet. Die maurischen Stilelemente wurden von fachkundigen Steinmetzen nachgestaltet.

Im Schloss gelang den Stuckateuren anhand weniger Fragmente eine originalgetreue Rekonstruktion des ehemaligen Stucks. Mitunter konnte der handwerklich geschickte Prof. Schinner auch seine Kenntnisse im Vergolden und Schnitzen zum Einsatz bringen.

Die von der BELIG (Beteiligungs- und Liegenschafts GmbH in Eisenstadt) initiierten Evaluierungsberichte aus den Jahren 2015 und 2017 untermauern die mit größter Behutsamkeit umgesetzten Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Schloss Rotenturm. Die eigens errichtete Drainage von einem Meter Breite und einem Meter Tiefe rund um das Schloss soll eine möglichst langwährende Bewahrung der Fassade ermöglichen.

Prof. Schinner konnte sein engagiertes Projekt, die Revitalisierung des Schlosses, für andere ein Lebenswerk, in nur 7 Jahren verwirklichen. Die Zuhilfenahme historischer Vorlagen, und die detailgetreuen Nachforschungen schlossen die Vakanzen.

Er hatte als Bauherr stets den Blick für das Ganze und ließ Schloss Rotenturm mit Feingefühl nach seinen eigenen Planvorgaben gestalten und zu neuem Glanz verhelfen. Nachhaltig hochwertige Materialien kamen bei der Renovierung zum Einsatz: wie der Marmorboden im gesamten Erdgeschoß, in der Sala terrena, dem Vestibül sowie dem Festsaal und dem Catering-Bereich.

Originaler Baumbestand schmückt den als englischen Landschaftsgarten angelegten, erfolgreich revitalisierten Schlosspark. In diesem befinden sich neun Naturdenkmäler: ein 130-jähriger Mammutbaum, zwei Sumpfzypressen, ein Tulpenbaum, eine Roteiche, eine Kiefer, ein Ginkgo, eine Blutbuche und eine Platane, deren Stamm nur von sieben Personen umfasst werden kann.

Das Burgenland verlieh Prof. Schinner für diese bauliche Leistung 2015 die höchste Auszeichnung des Landes, das Komturkreuz. Er wurde auch so wie einst Otto Habsburg, im Oktober 2017 zum Ehrenbürger der Europagemeinde Rotenturm an der Pinka ernannt. Seine Vision war es, für die Nachwelt ein Wahrzeichen der Region zu bewahren, weil er Schloss Rotenturm erhaltens- und schützenswert fand.

Heute hat das Schloss wieder eine Seele. Die Familie Schinner belebt es und erfüllt es mit Bedacht. Es ist die Auferstehung eines einstigen Landschlosses, in dem die Familie nicht nur selbst wohnt. Prof. Schinners Tochter, Eventmanagerin Constanze Schinner, öffnet mit ihrer Assistentin Ursula Lang die Schlosstore des Gebäudes mit 1.200 Quadratmetern Nutzfläche für Konzerte, Führungen, Seminare, Bankette, Firmenfeiern, private Feste, Film- und Foto-Aufnahmen und Parkfeste. Der Festsaal bietet 130 Personen Platz. Insbesondere für Hochzeiten erfreut sich Schloss Rotenturm größter Beliebtheit mit seiner schlosseigenen Kapelle (Kapazität für 100 Personen) und der Hochzeitssuite im Turm. Für standesamtliche Trauungen stehen mehrere festliche Räumlichkeiten und der Rosenbogen im Schlosspark zur Verfügung. Residenz – Location – Park bilden eine Synergie.

Prof. Heinz Schinner wird auch künftig nicht müde sein, mit seinen Bestrebungen zur kulturellen Belebung der südburgenländischen Region beizutragen. Ein aktuelles Projekt ist das Schnapsglasmuseum im alten Gemeindehaus schräg vis-à-vis vom Schloss mit den fünf örtlich ansässigen Schnapsbrennern. Prof. Schinner, selbst Kunstsammler, stellt dafür 1.500 Exponate aus seiner 5.000 Schnapsgläser umfassenden Sammlung unentgeltlich als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Darüber hinaus ist ein Museums-Gebäude im Schlosspark für laufende Wechselausstellungen geplant, wie ein Archäologiemuseum in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Auch Großveranstaltungen wie im August 2018 die Angelobung des Bundesheeres mit 2.000 Gästen könnten in naher Zukunft im Schlosspark realisiert werden.

Literatur
DEHIO – Handbuch, Herausgegeben vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes mit Unterstützung der Burgenländischen Landesregierung (1980): Die Kunstdenkmäler Österreich, Burgenland, Bearbeitet von Adelheid Schmeller-Kitt, mit Beiträgen von Berg Friedrich, Prickler-Wassitzky Clara, Hannsjörg Ubl. 2., verbesserte Auflage: S. 254f.
Graf Karin (1990): Revitalisierungs- und Pflegekonzept für den Rotenturmer Schloßpark. Dipl.-Arb. Wien.
Ulbrich Karl, (1978): Die Baugeschichte der Erdödy-Schlösser in Rotenturm an der Pinka – Burgenländische Heimatblätter 40: S. 97-133.
Salzburger Volksblatt unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg. 25. Januar 1933, Nr. 20: S. 9-10.
Schloss Rotenturm: www.schlossrotenturm.at
[Stand: 10.05.2019].


Kulturerbe: Der jüdische Friedhof in Šafov/Schaffa – einer der letzten Zeugen einer untergegangenen Welt in Südmähren

Die Levitenkanne weist auf die Herkunft des Bestatteten von den Leviten hin

Text und Fotos: Therese Backhausen             

Die Unauflösbarkeit ihrer Grabstätten macht jüdische Friedhöfe einzigartig. Denn nach jüdischem Glauben kann der Tote nur dann wiederauferstehen, wenn sich seine Gebeine am Tag des Jüngsten Gerichts so im Grab befinden wie zum Zeitpunkt seiner Bestattung. Die Halacha, das religiöse Recht des Judentums, besagt, dass das Grab ausschließlich dem Toten gehört und daher unantastbar ist. Ein jüdischer Friedhof muss daher auf ewige Zeiten bestehen bleiben. De facto aber sind die meisten Anlagen vergessen und dem Verfall preisgegeben. Der mangelnde Bestandsschutz ist dabei generell ein historisches Problem, das als Folge der Shoa unvermeidlich entstehen musste, da die Mitglieder jüdischer Gemeinden ermordet oder vertrieben wurden.

Integraler Bestandteil der Geschichte der südmährischen Region ist die jüdische Kultur- und Sozialgeschichte, die hier seit dem 17. Jh. ihre Spuren hinterlassen hat. Eines der beeindruckenden Zeugnisse für 350 Jahre jüdischen Lebens ist der Friedhof im heute unscheinbaren, ehemals prosperierenden Ort Šafov, dem ehemaligen Schaffa, im Bezirk Znaim, knapp an der Grenze zu Österreich und nur wenige Kilometer von Stift Geras entfernt gelegen. Er ist beinahe ebenso alt wie die erste Ansiedlung der jüdischen Bevölkerung, quasi ein Spiegelbild der Geschichte.

Diese Besiedelung geht auf die zweite Hälfte des 17. Jh. zurück, als der Gutsherr des nahe gelegenen Schlosses Vranov nad Dyjí/Frain, Max von Starhemberg, wohl primär aus ökonomischen Gründen die von Wien und Niederösterreich vertriebenen Juden einlud, sich auf einem seit dem Dreißigjährigen Krieg verödeten Areal im Nordteil des Örtchens anzusiedeln. Im Zuge dessen wurde der Friedhof nordwestlich des Ortes und unterhalb der ehemaligen Stadtmauer eingerichtet. Zur Blütezeit lebten ca. 650 Juden in mehr als 120 Häusern mit Synagoge, Schul- und Gemeindehaus in Schaffa. Sie wurden zusehends zu einer bestimmenden Größe im Handel zwischen dem Waldviertel und Mähren. Aus wirtschaftlichen Gründen aber musste im späten 19. Jh. der Großteil von ihnen den abgelegenen Markt, der bis in das 20. Jh. hinein halb christlich, halb jüdisch blieb, verlassen.

Zwei gekrönte Löwen als Namenshinweis und als Wächtersymbol für den kommenden Messias aus dem Stamm Juda

Historische Aufnahme mit sichtbarer Friedhofsmauer; Foto EUROSOLA

Die Jakobsleiter

Entsprechend groß war daher der Friedhof, dessen Reste sich mit seinen heute noch existierenden etwa 950 Grabsteinen auf ca. 5000 m² als ein zu Stein gewordenes Archiv idyllisch einen baumdurchsetzten Abhang hinunterziehen. Manche von ihnen liegen oder sind in eine dicke Humusschicht eingegraben. Das Licht und die Stimmung, die hier an diesem Ort der Ruhe herrscht, beeindrucken. Die einst den größten Friedhof dieser Gegend umgebende Mauer ist schon lange verschwunden, Reste davon sind nur noch erahnbar. Seine Dimensionen lassen auf die bedeutende Größe der jüdischen Gemeinde von Schaffa schließen. Der Friedhof wurde von den Nationalsozialisten nicht verwüstet oder geschändet, die umgestoßenen Grabsteine wurden einerseits durch Vandalenakte späterer Jahre bzw. durch den Wurzeldruck der Bäume verursacht. Zugesetzt haben ihm jahrzehntelange Vernachlässigung seit dem Krieg sowie die wuchernde Natur.

An die 50 Jahre fristete der Friedhof verwahrlost ein verborgenes Dasein, bis Anfang der 1990er-Jahre Freiwillige im Zuge grenzüberschreitender Tätigkeiten (EUROSOLA) auf Initiative von Seelsorger Andreas Brandtner, Prior im Stift Geras und Pfarrer von Langau, den Kampf mit der Vegetation aufnahmen und das Gelände säuberten. Er erzählt, dass helle, relativ gut erhaltene und meist leserliche Grabsteine zum Vorschein kamen. Ihr Eingebettet-Sein in den üppigen Bewuchs milderte wahrscheinlich die Auswirkungen von Schlagregen und Winderosionen ab, nicht aber die Folgen der Feuchtigkeit, die sich länger hält. Der vorhandene Moosbewuchs ist ein Zeichen dafür. Heute sind besonders die Sandsteine von der natürlichen Verwitterung bedroht und anfällig gegenüber Frostsprengung. Der Erhaltungszustand der späteren Granitsteine ist relativ gut, sie sind weniger stark bis gar nicht geschädigt. Aktive Pflege und die Erhaltung des Areals obliegen heute der Gemeinde als dem Eigner des Friedhofes.

Der älteste Teil des Friedhofs mit seinen niedrigen und schlichten, zur Gänze hebräisch oder aramäisch beschrifteten Grabsteinen aus Sandstein befindet sich, vom unteren Ende des Abhanges gesehen, auf der rechten Seite. Dies sind die Gräber der orthodoxen Juden, die wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen. Im 18. Jh. und mit der Assimilation der jüdischen Bevölkerung kam es sukzessive zur Errichtung von unterschiedlich ausgeführten Grabsteinen, die sich durch eine auffälligere Gestaltung nun sichtbar voneinander abhoben. Viele von ihnen tragen in den Giebelfeldern wunderschöne Ornamente und Reliefs wie segnende Priesterhände, die Levitenkanne, Genien, ein Taubenpaar als Symbol der Liebe oder Hinweis auf ein Frauengrab, den Löwe von Juda, Rosetten und pflanzliche Elemente sowie Tierdarstellungen. Die Grabsteine jüngeren Datums im linken Friedhofsteil sind meist schlichtere Stelen oder Pultgrabsteine. Sie sind größer und aufragender, nunmehr zumeist aus Granit, und zeigen hebräische und deutsche, manche nur noch deutsche Inschriften. Es sind die Gräber der liberalen jüdischen Bevölkerung. Die letzten Beisetzungen fanden in den 1930er-Jahren statt. So unterschiedlich sie auch sind, stellt jeder Grabstein nichts weniger als die Urform des persönlichen Gedenkens, ein Einzeldenkmal dar.

Segnende Priesterhände weisen auf die Herkunft des Bestatteten von den Cohanim, also der Priesterschaft, der den Priestersegen spricht, hin

Es gibt Nachkommen, die den Friedhof von Šafov besuchen und Kontakt zum Ort pflegen. Entsprechend sind, dem jüdischen Brauch gemäß, vereinzelte Grabsteine mit kleinen Steinen belegt. Neil Diamond, Hertha Firnberg und Friedensreich Hundertwasser haben Vorfahren in Schaffa, ein Verwandter Bruno Kreiskys war dort Schuldirektor. Ein nachhaltiges Sanierungsprojekt der jüdischen Community in Brünn sieht aktuell die Erforschung, Dokumentation, Säuberung und Restaurierung der nicht ganz 1000 Steine vor. Vielleicht erfährt man einmal vom Schicksal der Vertriebenen, vielleicht wird einmal die Lebensgeschichte jener nachvollziehbar, die es damals in das nördliche Waldviertel zog.

 Literatur: Alfred Damm, Weitersfeld/Schaffa: Zur Geschichte einer jüdischen Landgemeinde an der mährischen Grenze in der Neuzeit. Eine Spurensuche; Wien 2012; ISBN 978-3990280720


Als die Denkmalpflege laufen lernte. Die Heidelberger-Schloss-Debatte um 1900

Abb.1 Blick auf die Heidelberger Stadt und Schlossruine, kolorierter Kupferstich von Christian Haldenwang 1815/17 nach einer Skizze von Charles de Graimberg © Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg (K.Gattner)

Text: Michael Falser, Wien/Heidelberg

Während die Fassadenrekonstruktion des ehemaligen Berliner Stadtschlosses auf der erweiterten Museumsinsel der deutschen Hauptstadt nach fast dreißig Jahren Debatte in diesen Monaten zu einem Abschluss kommen soll (es wurde nach 1945 von der damaligen DDR gesprengt und durch den Palast der Republik 1976 ersetzt, der seinerseits nach 1990 geschlossen und abgerissen wurde) und weiterhin die Gemüter der praktischen Denkmalpfleger, Kulturerbe-Theoretiker wie auch der zeitgenössischen Architektenschaft erregt, lohnt der Blick auf ein ganz anderes Schloss: jenes berühmte von Heidelberg. Vor mehr als 100 Jahren – genauer gesagt um 1900 – war die dortige Debatte um die Dos and Don’ts, um Wiederaufbau, Rekonstruktion oder doch nur Ruinenerhalt so etwas wie die Geburtsstunde der modernen Denkmalpflege.

Seit dem 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt, im 14. Jahrhundert mit zwei Burgen begonnen und im 16. Jahrhundert durch den Kurfürsten Friedrich II. und dessen Neffen Otto Heinrich von der Pfalz (mit dem berühmten Ottheinrichsbau im späten Renaissancestil) ausgebaut, wurde das Schloss unter Friedrich IV. (mit dem Friedrichsbau) kurz nach 1600 fertiggestellt. Doch schon im Dreißigjährigen Krieg fiel das Schloss den französischen Zerstörungen anheim und verkam anschließend zu einer Ruine, als das Herrscherhaus nach Mannheim umzog. „Unsere“ Geschichte beginnt allerdings erst so um 1800, als die Romantik um die Dichter Clemens Brentano und Nikolaus Lenau jene Ruinenästhetik als Wert für sich entdeckte. Der in Heidelberg wohnhafte – ausgerechnet französische – Edelmann Charles de Graimberg agierte zwischen 1810 und 1822 quasi als Schlosswächter; er gründete eine veritable Schlossaltertümer-Sammlung, ließ nach seinen fabelhaften Skizzen Kupferstiche von Schlossansichten anfertigen (Abb. 1)[1] und brachte sogar einen Schlossführer heraus. Sein Tun erhob die Heidelberger Schlossruine also in jenen ikonischen Zustand, den wir bis heute mit den Kameras unserer Mobiltelefone millionenfach replizieren.

Abb. 2: Hohkönigsburg als Produkt einer romantischen Denkmalpflege um 1900 durch Architekt Bodo Ebhart © Foto Michael Falser 2017

Der uns heute so vertraute Bestand der Ruine war jedoch in den darauffolgenden Jahrzehnten bis 1900 noch keine Selbstverständlichkeit. Zwar hatte der lokalpatriotische Heidelberger Schlossverein bereits um 1866 seinen ersten großen Aufruf zum Ruinenerhalt publiziert und der Badische Großherzog eine eigene Schutzkommission als „Schlossbau-Bureau“ eingerichtet, doch als Heidelberg – wie der Rest von Deutschland – ebenfalls unter den kulturellen wie politischen Einfluss von Preußen gelangte, färbte auch hier die Rhetorik einer gesamtdeutschen Wiedergutmachung vergangener Schmach gegen den verhassten Gegner westlich des Rheins auf die Umgangsformen mit Kriegsruinen ab. Berühmt für diesen neuen Trend waren die romantischen Wiederherstellungen der kaiserlichen Rheinburgen wie jener von Hochkönigsburg im Elsass (Abb. 2). Kurios waren hierbei die Vorschläge des dort zuständigen Burgenforschers und Architekten Bodo Ebhardt, wie den historistisch rekonstruierten Gebäudeteilen wieder Leben einzuhauchen sei. In seinem Büchlein „Über Verfall, Erhaltung und Wiederherstellung von Baudenkmälern, mit Regeln für praktische Ausführungen“ (1905) listete er unter anderem folgende Strategien auf: Ziegelfugen-Färben mit Zement, Ofenruß und Wasser; Überreiben von neuem Mauerwerk mit Moos und Gras; Flächennachahmung von Patina durch Bespritzen.

In Heidelberg wurde in diesem Sinne der aus Berlin anreisende Architekt und Professor Carl Schäfer engagiert, der sich im Rahmen von um 1900 mehrfach tagenden Schloss-Kommissionen letztlich erfolgreich für die historisierende Rekonstruktion des Friedrichsbaus für museale Nutzungen aussprach, während er sich in der Frage der Rekonstruktion der noch stehenden und in ihrem überwucherten Zustand gefeierten Ruinenfassade des Ottheinrichsbaus nicht durchsetzen konnte (Abb. 3–4). Nicht nur tauchten knapp nach 1900 originale Fassadenpläne auf, die Schäfers Rekonstruktionspläne als zu ungenau und zu phantasiehaft entlarvten, auch fand die Debatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine deutschlandweite Resonanz bis in die Zivilgesellschaft hinein. Jetzt meldeten sich berühmte Kunsthistoriker zu Wort und plädierten für eine denkmalpflegerisch ausgewogene Erhaltung des überkommenen Zustandes. Dazu zählte sicherlich Georg Dehio mit seinem Beitrag „Was wird aus dem Heidelberger Schloss werden?“ von 1901, doch auch aus Österreich kamen kritische Stimmen. Neben Otto Wagner war es hier Alois Riegl, der Wiener Kunstgeschichteprofessor und erster Generalkonservator der K.-u.-k.-Monarchie, der mit seiner bahnbrechenden Denkmalwert-Theorie von 1903 den Begriff des sogenannten „Alterswertes“ etablierte und wenig später, kurz vor seinem frühen Tod 1905, auch noch im Zusammenhang mit der Heidelberger Schlossruine diskutierte.

Abb. 3: Innenhof des Heidelberger Schlosses um 1885, links mit Friedrichsbau und rechts mit Ott-Heinrichs-Bau; aus Milan Chlumsky: Das Heidelberger Schloss in der Fotografie um 1900. Heidelberg 1990, S. 51

Abb. 4: Ott-Heinrichs-Bau als überwachsene Ruine um 1855; aus Milan Chlumsky: Das Heidelberger Schloss in der Fotografie um 1900. Heidelberg 1990, S. 59

Abb. 5: Innenhof des Heidelberger Schlosses heute, links mit Friedrichsbau und rechts mit Ott-Heinrichs-Bau © Foto Michael Falser 2018

Abb. 6: Rückseite der Fassade des Ott-Heinrichs-Baus heute, mit historischen Bewehrungseisen der Ruinensicherung nach 1900 © Foto Michael Falser 2018

Was wir heute vor allem im Innenhof des Heidelberger Schlosses sehen, ist also genau der Übergang von einer späthistoristischen Rekonstruktionspraxis (am Friedrichsbau von Carl Schäfer) hin zu einer aufgeklärten „Wertschätzung“ überkommener Ruinen in ihrer bis heute immer wieder aufs Neue vielschichtigen Befragbarkeit ihrer Geschichte (am Ottheinrichsbau). Aber so leicht macht es uns auch diese Storyline der guten alten Zeit leider nicht: Denn wer sich heute die Zeit nimmt – aber wer hat sie schon während der zeitlich begrenzten Schlossführungen? –, der kann zur Mauerkrone hinter der Ottheinrichs-Fassade hinaufklettern und jene eisernen Bewehrungsstäbe entdecken, die um 1900 zwar die angeblich ruinenschöne Vorderseite wirkungsvoll in Szene setzten (Abb. 5) und stabilisierten, doch heute vor sich hin rosten und selbst als Teil der Ruine zu einem denkmalpflegerischen Problemfall geworden sind (Abb. 6).

Ja, Denkmalpflege ist ein komplexes Geschäft. Doch auch, wenn der Preis für diese historische Vielschichtigkeit von Ruinenerhalt und Ruineninszenierung am Heidelberger Schloss eine komplexe und zum Teil widersprüchliche Erhaltungsproblematik zu sein scheint: Ist sie nicht doch jener in Beton hochgezogenen und durch oberflächlich angefügten Dekor verschönerten Fassadenrekonstruktion des neuen Stadtschlosses von Berlin vorzuziehen?

Dr. habil. Michael Falser lehrt und forscht an der Universität Heidelberg zu Themen globaler Architekturgeschichte, Denkmalpflege und Kulturerbe. Er lebt zurzeit in seiner Heimatstadt Wien und ist Altmitglied des Malteser Hospitaldienstes Österreich. E-Mail: msfalser@hotmail.com

[1] Für die Bereitstellung dieser Abbildung bedanke ich mich sehr herzlich bei Frau Dr. Dagmar Hirschfelder, Kuratorin der Gemälde- und Graphiksammlung des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg.


Kongressfolder_A5_WEB

Exklusive Führung im Palais Daun-Kinsky am 4. April 2019

Text: Siegbert Sappert
Fotos: Valeri Angelov und Siegbert Sappert

Rund 40 unserer Mitglieder nutzten die Chance zur Besichtigung des barocken Wiener Stadtpalais, welches von 1713 bis 1719 vom Architekten Johann Lucas von Hildebrandt für den kaiserlichen Feldmarschall Wirich Philipp Lorenz Graf von und zu Daun erbaut wurde. Heute ist es vor allem für das dort befindliche gleichnamige Auktionshaus im Kinsky bekannt, dessen Geschäftsführer Christoph la Garde uns auch herzlich willkommen hieß. Wir wurden zum einen in die Höhepunkte der kommenden Auktion „Alte Meister, Gemälde des 19. Jahrhunderts & Antqiuitäten“ eingeführt, zum anderen übernahm die Kunsthistorikerin Nadine Kraus-Drasche den Rundgang durch das Haus.

Hinter der prachtvollen Fassade mit gewölbter Vorfahrt eröffnet sich eines der beeindruckendsten Stiegenhäuser Wiens, dessen Entwurf wahrscheinlich von Antonio Beduzzi stammt. Das illusionistische Deckenfresko von Carlo Carlone zeigt die Apotheose des Erbauers Graf Daun. Von 1790 bis 1986 besaß die Familie Kinsky das Palais, welches schließlich in den Besitz einer von Karl Wlaschek hinterlassenen Stiftung gelangte. Dieser hatte sich im zweiten Innenhof ein Mausoleum errichten lassen, in dem er auch bestattet ist.

Die Beletage, welche vom Architekten wohl aus Belichtungsgründen im zweiten Obergeschoss erbaut wurde, kann heute mit ihren Repräsentationsräumlichkeiten und dem kuppelgewölbten, ovalen Tanzsaal für Veranstaltungen angemietet werden.

Bei im Auktionshaus dargereichten Drinks und Snacks klang schließlich der gelungene Abend aus.



Meet the Artist – Exklusive Tour nach Limberg und Hollenburg

Text und Fotos: Therese Backhausen

Am 11. Juni 2019 konnten sich unsere Mitglieder den ganzen Tag der Kunst widmen. Organisiert von Dr. Soraya Gräfin Stubenberg, nahmen etwa 20 kunstinteressierte Teilnehmer/-innen die Gelegenheit wahr, Erwin Wurms und Dr. Sissi Geymüllers künstlerische Wirkstätten zu besuchen und im Gespräch deren Werke und Arbeitsweisen kennenzulernen.

In Limberg bei Maissau öffnete exklusiv für uns der wohl zu den renommiertesten österreichischen Gegenwartskünstlern zählende Erwin Wurm seine Tore. Nach einem kurzen Überblick über die Baugeschichte – das Schloss ist eine im Kern spätgotische, zweigeschossige Vierflügelanlage mit Turm, welche um 1570 ausgebaut wurde und Mitte des 18. Jahrhunderts an das Stift Altenburg ging, von dem es der Künstler erwarb und restaurierte – starteten wir mit einer Tour durch den weitläufigen, mit Skulpturen angereicherten Park.

« von 9 »

In seinen Arbeiten, die in einer ausgewogenen Mischung gekonnt in gartenarchitektonischen Blickachsen in Szene gesetzt werden, offenbart sich der Sinn des Künstlers für das Skurrile, das Abgründige, die Tragikomik des Daseins, aber auch sein Humor: im begehbaren, schwabbelig aufgequollenen „Fat House“, das zurzeit Heimat seiner Schafe ist; in den zwei Melting-Häusern, die, aus der Form geraten und unbewohnbar, mitten in der satten Wiese auftauchen; in einer überdimensionalen Essiggurke, in den von skurrilen Transformationen unterzogenen Menschen, wie Kopffüßler oder mit kugelrunder Leibesfülle auf einer antiken Säule stehend, sowie in einer glänzend polierten, menschelnden Wurstskulptur.

Danach besuchten wir die Ateliers und Werkstätten, die sich in den Nebengebäuden befinden und von denen Erwin Wurm erzählt, dass ihnen von Anfang an sein Hauptinteresse galt. Um seine Arbeiten besser zeigen zu können, sind für die nächsten Jahre sechs bis sieben große Glashäuser geplant. Der Künstler, der die Bildhauerei neu definierte, mit Maßstabverschiebungen operiert, tradierte Vorstellungen von Natur und Kultur auf den Kopf stellt und der seine Inspirationen aus dem täglichen Leben, der Umwelt, den Comics empfängt, erklärte anhand einiger Beispiele, wie seine ausgetüftelten Skulpturen entstehen. Alltagsobjekte wie z. B. Autos führen ihn zu neuen plastischen Überlegungen. Ironisierung und Defunktionalisierung von Fabrikationsobjekten spielen eine Rolle: Nun wird ein Lastfahrzeug mit dem Ladeteil nach oben gebogen oder ein Auto in knalligen Farben, aufgeblasen und deformiert, zum „Fat Car“ und wie unmittelbar einem Comic entstiegen erscheint der verzogene Renault. Um diese schiefe Optik zu erreichen, musste der Wagen zur Gänze auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, mussten manche nicht mehr verwendbare Teile überhaupt neu konstruiert werden. Seine auf Ironie setzende Thematisierung bildhauerischer Handlungsweisen offenbaren sich in Ikonen wie einer riesigen Einkaufstasche – der sogenannten „Birkin Bag“ – auf Beinen. Das Motiv der Kleidung kehrt immer wieder wie bei den Personen, die auf ihre Accessoires wie z. B. Sakko und Reitstiefel reduziert sind. Ein relativ junges Projekt und einmalig, da nicht reproduzierbar, sind seine Fotografien, aufgenommen mit einer Polaroidkamera.

Erwin Wurm führte uns anschließend in seine beeindruckenden Privatgemächer im Schloss. Stimmig inszeniert, wechseln einander eigene Kunstwerke und jene von Künstlerfreunden, modernes Design und Vintage, Antikes und Neues ab. Freigelegte Bandelwerkreste in Fensternischen und ein gotisches Fenster mitten im Raum zeugen von der historischen Vergangenheit dieses Bauwerkes.

Für unser leibliches Wohl sorgte eine abschließende Bewirtung im Garten, für das geistige Wohl die Möglichkeit eines Dialoges mit Erwin Wurm.

Nach dem Mittagessen ging die Fahrt nach Schloss Hollenburg zu Dipl.-Ing. Rudolf und Dr. Elisabeth von Geymüller. Das Gebäude – es war ein Pflegehof – stand 900 Jahre lang im Eigentum des Bistums Freising, ehe es an die Geymüllers ging und von 1812 bis 1823 im klassizistischen Stil umgebaut wurde. Es ist zwar nicht gesichert, aber man sagt, dass der Architekt wohl Joseph Kornhäusel war. Entsprechende Bauunterlagen existieren heute leider nicht mehr.

Zeitgenössische Kunst hatte in Schloss Hollenburg immer schon einen hohen Stellenwert. Bereits früh, noch in der aktiven Zeit als Weingutbetreiber in den 1980er-Jahren, trugen ihre Weine künstlerisch gestaltete Etiketten. 1990 begann mit Werken der Künstlerin Soshana eine rege Ausstellungstätigkeit in den Schlossräumlichkeiten, die bis heute ungebrochen ist. Von Gottfried Mairwöger und Hermann Nitsch über Franz Xaver Ölzant, Mikl & Mikl, Franz Graf und Hans Weigand bis zu jungen Künstlern wie Ronald Kodritsch im letzten Jahr spannt sich der Bogen. Heute zählt das Ehepaar Geymüller zu den großen Kennern und wichtigen Förderern moderner Kunst.

« von 6 »

Sissi Geymüller, von Beruf Rechtsanwältin, interessierte sich schon immer für Kunst und malt seit ihrer Kindheit. Sie präsentiert ihre beeindruckenden Arbeiten sowohl in den Ausstellungsräumen des Erdgeschosses wie auch in den privaten Wohnräumen. Durch Hintergrundinformationen und erklärende Worte der Künstlerin konnten wir die Bilder intensiv auf uns wirken lassen. Meist großformatig und mit einer durch turbulente Farbräume formulierten Bildsprache, schafft sie ein Werk, das von Spontanität und Emotion geprägt ist. Es sind dies abstrakte Acrylbilder, die geschüttet, gepinselt, gespachtelt, mit Rakel, Besen und Händen bearbeitet sind, in die man als Betrachter/-in gedanklich eintauchen kann. In ihren Bildern, besonders in den geschütteten, erkennt man, wessen Schülerin sie war: Sissi Geymüller studierte von 2014 bis 2016 bei Hermann Nitsch Malerei, erwarb sich aber schon früher bei diversen Sommerakademien malerische Fertigkeiten.

Auch Wein ist auf Schloss Hollenburg ein großes Thema. Schon in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre wurde von Rudolf Geymüller unter der Marke „Domäne Baron Geymüller“ das fruchtbare Gebiet rund um das Schloss durch Weinbau bewirtschaftet. Mitte der 1980er-Jahre wurde jedoch auch diese Weinproduktion vom allgemeinen Niedergang der österreichischen Weinwirtschaft infolge des Weinskandals erfasst und die hauseigene Produktion musste eingestellt werden. Seit dem Jahr 2010 ist die Marke wiederbelebt und wird, visuell aufgefrischt, vertrieben. Begleitet von anregenden Diskussionen wurde der Wein abschließend von uns verkostet.

Wir bedanken uns bei Erwin Wurm und Familie Geymüller für die Einladung und die interessanten Einblicke!


WEIN UND KUNST

Wein und Kunst in höchsten Zügen zu genießen – das ist die Quintessenz auf dem Weingut Kodolitsch. Mit allen Sinnen erleben, was diesen Ort so besonders macht. Das Leben leicht nehmen und inne halten. Genießen, was das Leben so schön macht.

Schon vor 300 Jahren war die Familie Kodolitsch im Weinbau tätig. Damals noch Kaiserreich, lagen rund 120 ha der Weingärten in der Untersteiermark, dem heutigen Slowenien. Nach den Enteignungen des 1. Weltkrieges blieb nur mehr das kleinste Weingut am Seggauberg erhalten.

Im Jahr 1992 übernahmen Christa und Nikolaus Kodolitsch das Weingut von den Eltern,  erneuerten und vergrößerten die Rebflächen und führten es gemeinsam mit Kellermeister Mario Weber zu einem steirischen Juwel.

Der Weltmeistertitel des Concours de mondial du Sauvignon 2018 – einer der weltweit einflussreichsten Weißweinwettbewerbe – ist neben zahlreichen Auszeichnungen der bisherige Höhepunkt im stetigen Bemühen um Nachhaltigkeit und beste Qualität. Weder Herbizide noch Insektizide werden verwendet. Es wird selbst kompostiert und Mineraldünger wurde schon vor langer Zeit aus dem Weingarten verbannt. Mario Weber strebt à la longue ein sich selber regulierendes Ökosystem, das völlig ohne Pflanzenschutzmittel auskommt, an.

Nikolaus und Christa Kodolitsch, Kellermeister Mario Weber
« von 5 »

Auf den Rieden Rosengarten und Kogelberg wachsen die Rebsorten Welschriesling, Weissburgunder, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Riesling und Blauer Wildbacher.n w

Als Besonderheit und nach dem Motto „Gutes trinken und schönes sehen“ organisiert Christa Kodolitsch – für sie ist Kunst ein Lebenselixier – nunmehr seit 20 Jahren ausgewählte Bilder und Skulpturen von namhaften Künstlern des In- und Auslandes sowie hochkarätiges Kunsthandwerk zu den Weinpräsentationen.

Kochkurse, Verkostungen mit Haubenküche, Jazz und Musik gehören zum jährlichen Repertoire.

Ein Besuch lohnt sich!

Weingut Kodolitsch

8430 Seggauberg 65

Navigationsadresse: Kodolitschweg

www.kodolitsch.at

Christa Kodolitsch 0664 4225919 oder Mario Weber  06641880182


Verleihung der Goldenen Kelle

©NLK Pfeiffer

Am 8. Mai 2019 wurde an die Denkmalwerkstatt Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeburg/Dr. Imma Walderdorff und Baumeister Franz Chabek für die Restaurierung des Holzingerhauses in Krems/Stein die „Goldene Kelle verliehen. Die „Goldene Kelle“ ist die höchste Auszeichnung für vorbildliche Baugestaltung in Niederösterreich. Jedes Jahr werden im Magazin „Niederösterreich GESTALTE(N)” zahlreiche Architekturbeispiele aus Niederösterreich vorgestellt. Von den 20 eingereichten Projekten gingen sieben Preisträger der „Goldenen Kelle“ hervor.

Verliehen wurde die „Goldene Kelle“ von Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner im Atomkraftwerk Zwentendorf. Geprägt vom Flair der 70iger Jahre und umgeben von einem bis zu 3m dicken Stahlbetonmantel (daher hatte es auch nur 10 Grad) hat das heute als Museum und Veranstaltungsort genutzte Atomkraftwerk Zwentendorf seinen Dornröschenschlaf baulich nahezu unverändert überdauert.


Buchempfehlungen

Christofer Herrmann – Der Hochmeisterpalast auf der Marienburg Konzeption, Bau und Nutzung der modernsten europäischen Fürstenresidenz um 1400

Wofür wurde dieser Bau geschaffen, und was geschah in ihm? Christofer Herrmann geht der Geschichte der Marienburg nach, einst Sitz des Deutschen Ordens, heute Weltkulturerbe.
Der Hochmeisterpalast auf der Marienburg diente zwischen 1331 und 1457 als Residenz für das Oberhaupt des Deutschen Ordens. Nach einem großartigen Erweiterungsbau zwischen den Jahren 1380 und 1396 zählte der Palast zu den herausragenden, modernsten und stilistisch eigenwilligsten Bauten seiner Art in Europa. Er war Ort für Repräsentation, Verwaltung und das private Wohnen eines mittelalterlichen Fürsten, ausgestattet mit dem höchsten Wohnkomfort seiner Zeit und zahlreichen technischen Innovationen. Hierzu gehörten eine zentrale Warmluftheizung, bequem zugängliche Toiletten, Wasserversorgung und versteckte Dienergänge, über die die Gäste des Hochmeisters mit ‚unsichtbarer Hand‘ Getränke und Konfekt gereicht bekamen. In zahlreichen Sälen (‚Remtern‘) fanden Verhandlungen, Ständetage, Schiedsgerichte, Ratssitzungen und Audienzen statt. Ein Hofstaat von über 100 Personen sorgte für das reibungslose Funktionieren aller öffentlichen und privaten Vorgänge in den Palastmauern. Die Quellen berichten dazu über die Tätigkeiten vom Kellerknecht über die Köche, Musikanten, Hofnarren und ‚Krüppel‘, Schreiber und Juristen bis hin zum Kaplan und seinen Schülern. Die vorliegende Monografie basiert auf intensiven Forschungsarbeiten, die der Verfasser im Rahmen eines DFG-Projektes an der TU Berlin durchgeführt hat. Dabei wird die Baugeschichte bis ins Detail rekonstruiert, die europäischen Bezüge aufgezeigt und auch das Leben hinter den Palastmauern nachgezeichnet. Der Band ist mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotos, Zeichnungen und Plänen großzügig ausgestattet.
ISBN 978-3-7319-0813-5

 

Marie-Theres Arnbom – DIE VILLEN VOM TRAUNSEE Wenn Häuser ihre Geschichte erzählen

Die illustre Vergangenheit des Traunsees

Traum-Ort Traunsee: Imposante Berge und kristallklares Wasser bilden eine atemberaubende Kulisse für die alljährliche Sommerfrische. Im 19. Jahrhundert tummeln sich rund um den See Aristokraten und Bürgerliche, Künstler und Industrielle, Schauspielerinnen und Operettenkomponisten, Herzöge und sogar der König von Hannover. Berühmte Ringstraßenarchitekten planen in Gmunden, Altmünster, Traunkirchen und Ebensee imposante Villen als standesgemäße Sommerquartiere: für die Wittgensteins oder die Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn, für Familie Miller-Aichholz, deren häufiger Gast Johannes Brahms ist. Auch Erich Wolfgang Korngold erwirbt ein Anwesen in Höselberg. Und Arnold Schönberg findet in politisch dunklen Zeiten am Traunsee Zuflucht …

Marie-Theres Arnbom hat die Spuren dieser Persönlichkeiten sowie vieler, deren Namen vergessen sind, mit ihrem besonderen Gespür für menschliche Schicksale nachgezeichnet und lässt den Glanz vergangener Sommertage am Traunsee eindrucksvoll wiederauferstehen.

ISBN-13:978-3-99050-1498

 

Tanja von Schilling – HELLBRUNN Lustschloss, Park und Wasserspiele

Der Schlossführer für Hellbrunn erfreut sich einer neuen Ausgabe! Der Interessierte erlangt mit dem Text von Tanja Maria von Schilling einen kleinen Einblick in das Leben des Bauherrn Fürsterzbischof Markus Sittikus, sowie einen Überblick über die Baugeschichte des Schlosses, welche aufgrund mangelnder Unterlagen immer noch nicht komplett erforscht ist. Außerdem werden kurz die Stationen der Wasserspiele erklärt, die bis heute ein eindrucksstarker Besuchermagnet sind! Mit den Fotos von Hubert Auer werden wunderbare visuelle Eindrücke über die Besonderheiten dieser einzigartigen manieristischen Anlage geboten. Dennis de Kort hat Bild und Text ins rechte Licht gerückt, Illustrationen von Andreas Zangl überraschen unerwartet. Insgesamt klassisch und modern, zeitlos elegant und kindlich frech zugleich – ein nicht alltäglicher Touristenführer!

 

 

 

 

Joachim Rössl – „Krems & Stein, Verborgene Schätze einer Stadt“

Am 14. Mai 2019 fand im Forum Frohner in Krems/Stein die Buchvorstellung des neuen Buches von Joachim Rössl/Eva Maria Gruber mit Fotos von Rafaela Proell „Krems & Stein, Verborgene Schätze einer Stadt“ statt. Darin enthalten sind verschiedene Rundgänge abseits von touristischen Hauptrouten und zeigen Einblicke in sonst oft verschlossenen Häuser. Ein Kapitel widmet sich dem Holzingerhaus und der Denkmalwerkstatt von Dr. Georg Spiegelfeld und Dr. Imma Walderdorff. Das Büro der Denkmalwerkstatt ist auch am Titelbild!

https://www.brandstaetterverlag.com/buch/krems